Direkt zum Inhalt

News: Nicht schlechter, nur anders

Ob jung oder alt - bei Denksportaufgaben für das Kurzzeitgedächtnis schneiden Erwachsene verschiedener Altersklassen durchaus gleich erfolgreich ab. Ältere Menschen zeigen dabei einen interessanten Mechanismus, um die zunehmende Schwäche in den zuständigen Gehirnregionen auszugleichen: Sie nutzen auch andere Bereiche wie den Hippocampus zur Lösung der Aufgabe. Und der wird normalerweise für viel schwierigere Aufgaben herangezogen, wie zum Beispiel das Auswendiglernen von Goethes Faust.
Wissenschaftler vom Rotman Research Institute des Baycrest Centre for Geriatric Care in Toronto ließen zehn junge Erwachsene im Alter von zwanzig bis dreißig Jahren und neun ältere Menschen von 60 bis 79 Jahren an einem visuellen Kurzzeitgedächtnistest teilnehmen. Ein Computer präsentierte den Versuchspersonen verschiedene Gittermuster, von denen die Probanden dann nach einer halben und nach vier Sekunden das optisch dichter wirkende auswählen mußten. Währenddessen maßen die Forscher die Gehirnaktivität mit Positronenemissionstomographie, die anzeigt, welche Gehirnregionen gerade besonders gut durchblutet werden – wo den Beteiligten also gerade "ein Licht aufgeht" (Current Biology vom 25. Oktober 1999).

Die Ergebnisse waren in beiden Altersgruppen gleich gut, doch die neuronalen Systeme oder die Wege, mit denen diese Leistung erbracht wurde, waren unterschiedlich. Alle Versuchspersonen benutzten für die Denksportaufgabe ähnliche Gehirnregionen – die occipitalen, temporalen und inneren präfrontalen Cortices. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Regionen war bei den älteren Versuchsteilnehmern jedoch deutlich schwächer ausgeprägt.

Dafür nutzten sie auch andere Gehirnzentren wie den Hippocampus und die dorsalen präfrontalen Cortices. Insbesondere die Aktivierung des Hippocampus überraschte die Wissenschaftler, da diese Region in der Regel für sehr viel anspruchsvollere Gedächtnisleistungen wie das Erlernen von Gedichten oder schwierigen Texten verantwortlich ist.

"Das ältere Gehirn ist sehr viel flexibler, als wir denken", meint Randy McIntosh, einer der Wissenschaftler. "Falls das alternde Gehirn Wege findet, den Wahrnehmungsverlust auszugleichen, könnte das spannende Folgerungen für die Wiederherstellung von verlorenem Gedächtnis haben."

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.