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News: Das Ende der Unsterblichkeit

In normalen Zellen verkürzen sich bei jedem Teilungsvorgang die Telomere genannten Enden der Chromosomen. Unterschreiten sie dabei eine bestimmte Mindestlänge, stirbt die Zelle. Das Enzym Telomerase kann dem jedoch entgegenwirken, indem es die Chromosomen wieder verlängert. So werden diese Zellen unsterblich - ein Trick, den viele Krebszellen nutzen. Wissenschaftlern ist es nun gelungen, Hemmstoffe herzustellen, die an die Telomere binden und so die 'Reparatur' der Telomere verhindern. Damit sind auch diese Zellen dem Tod geweiht.
Telomerase-Aktivität gilt als ein Erkennungsmerkmal für Krebszellen. In mehreren Studien haben Wissenschaftler auch schon einen Zusammenhang zwischen der Aggressivität von Tumoren und der Telomerase-Aktivität nachgewiesen. Normale Zellen enthalten meist gar keine Telomerase. Mehr als 90 Prozent der Krebszellen jedoch, die sich unendlich oft teilen können, besitzen das Enzym.

David Corey, Jerry Shaw und ihren Kollegen vom University of Texas Southwestern Medical Center ist es nun gelungen, Kulturen von Brutskrebs- und Prostatakrebszellen abzutöten, indem sie die Telomerase hemmten (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 7. Dezember 1999, Abstract). Ein wesentlicher Bestandteil des Enzyms ist ein kurzes Stück RNA. Dieses blockierten die Forscher mit einem genau passenden Gegenstück aus RNA und DNA, wodurch die Aktivität der Telomerase unterdrückt wurde. Die synthetischen Inhibitoren gehören einer Klasse von Molekülen an, die bereits in klinischen Versuchen bei anderen Krankheiten getestet wurden. Entfernten die Wissenschaftler die Hemmstoffe aus den Zellkulturen, erreichten die Telomere wieder ihre ursprüngliche Länge, der Prozeß ist also umkehrbar.

Theoretisch sollte der Tod der Krebszellen nicht sofort, sondern erst dann eintreten, wenn die Telomere bei den folgenden Zellteilungen nach und nach verkürzt werden. "Im Experiment, das über hundert Tage lief, überlebte keine Zelle die Anti-Telomerase-Behandlung. In den meisten heutigen Krebstherapien gibt es einige Tumorzellen, welche die anfängliche Therapie überleben, was häufig zu Rückfällen führt", erklärt Shay. "Daraus läßt sich schließen, daß alternative Mechanismen, mit denen die Telomerlänge erhalten wird, nicht einfach zu aktivieren waren."

Die Forscher hoffen, daß sie damit ein neues Zielobjekt für die Behandlung von Krebs gefunden haben. Auf die Versuche mit Zellinien sollen nun die ersten Tierversuche folgen.

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