News: Eine Karte für Erdbebengebiete
Die neue Karte, die auf einer Tagung der American Geophysical Union vorgestellt wurde, berücksichtigt alle diese Faktoren und teilt die Erde in wenig bis stark gefährdete Gebiete ein. Mehr als 500 Seismologen und Geologen haben an ihr sechs Jahre lang gearbeitet. Um die Erdbebengefahr für alle Landgebiete der Erde zu dokumentieren, nutzten sie Satelliten-Messungen, Feldbeobachtungen, historische Aufzeichnungen und geologische Hinweise auf frühere Bodenbewegungen, sagte Domenico Giardini vom Schweizerischen Erdbebendienst in Zürich. In mehr als der Hälfte aller Länder mußten Ingenieure und Seismologen sich bislang mit wenigen derartigen Karten zufriedengeben oder sogar abwarten, bis ein größeres Beben eintrat. Erst dann könnten sie das Risiko für die Zukunft einschätzen, meint Giardini.
Die größten Gefahren für ein Erdbeben sehen die Forscher in Südkalifornien, im Südosten von Hawaii, in Taiwan, in der Türkei und in der seismischen Kollisionszone zwischen Indien und China. Hier stünden die Chancen für ein Beben in den nächsten 50 Jahren bei zehn Prozent, sagt Kaye Shedlock vom U.S. Geological Survey in Denver, Colorado. 15 Prozent der gesamten Landmasse seien stark oder sogar sehr stark gefährdet. Dazu gehörten mehr als die Hälfte aller Städte mit mehr als drei Millionen Einwohnern, so Shedlock, und er fügt an, daß die Auflösung der Karte mit nur einem Gefahrenwert für ein Gebiet von 100 Quadrat-Kilometern noch sehr grob sei. Doch die Wissenschaftler planen, in den nächsten Jahren für die besonders gefährdeten Gebiete detailliertere Karten zu erstellen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 2.9.1999
"Erdbebensicheres Bauen: Einzigartige Versuchsanordnung in Bukarest eingeweiht"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 29.7.1999
"Wenn es in der Tiefe rumort"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 11/98, Seite 42
"Erdbebenwarnung – schneller sein als die tödlichen Wellen"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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