News: Eis versperrt den Weg
Britton Stephens vom Climate Monitoring and Diagnostics Laboratory der National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder und Ralph Keeling von der Scripps Institution of Oceanography machten sich auf die Suche nach dem Zusammenhang zwischen den beiden Faktoren. Schließlich ist Kohlendioxid eines der wichtigsten Treibhausgase, und obwohl es ein auch natürlich vorkommendes Gas ist, sind seine Konzentrationen in den letzten Jahren gestiegen – und damit auch die Sorge vor einer durch den Menschen verursachten globalen Klimaveränderung.
Normalerweise entziehen Algen und andere mikroskopisch kleine Pflanzen der Atmosphäre das Kohlendioxid. Sterben die Organismen ab und sinken zu Boden, wird es in der Tiefsee freigesetzt. "Damit hängt der Gehalt an CO2 in der Atmosphäre davon ab, wie effizient das Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche zurückkehren und sein CO2 freisetzen kann", erklären die Wissenschaftler. "Vor kurzem erst haben wir erfahren, dass das Tiefenwasser vor allem in der Gegend um die Antarktis an die Oberfläche gelangt und nicht in den niederen Breiten, wie bisher angenommen wurde." Wie Stephens weiter ausführt, waren die Gewässer um die Antarktis aber während der Kaltzeiten überwiegend eisbedeckt. Diese Deckschicht könnte ihrer Ansicht nach ein Entweichen des Kohlendioxids aus den aufsteigenden Wassermassen verhindert haben (Nature vom 9. März 2000).
Die Wissenschaftler überprüften ihre Annahmen anhand einer Computersimulation. Wenn sie in dem Modell die Eisbedeckung in den Meeresregionen um die Antarktis erhöhten, um eine Eiszeit vorzugeben, ging die CO2-Konzentration tatsächlich um denselben Betrag zurück, wie es auch die Eisbohrkerne überlieferten. Die Forscher leiten daraus ab, dass die Ausdehnung der Eisdecken um die Antarktis wirklich eine entscheidende Rolle im Kohlendioxid-Haushalt der Atmosphäre gespielt hat. "Das könnte einer der Schlüssel sein, mit denen sich die großen Klimaschwankungen in der Vergangenheit aufklären lassen", meint Keeling. Außerdem ist zu erkennen, welch große Rolle die südliche Halbkugel im weltweiten Klimageschehen spiele. "Wenn schon das Eis auf dem Meer Kohlendioxid in dieser Weise beeinflusst, dann kann man sich vorstellen, auf wie vielen Wegen die Südhemisphäre die weltweite Klimaveränderung antreiben kann." Und um die zukünftige Entwicklung der CO2-Gehalte in der Atmosphäre abschätzen zu können, müssen wir nach Ansicht der Autoren erst einmal die Ursachen für die vergangenen Schwankungen in den Kohlendioxidkonzentrationen verstehen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 1.2.2000
"Ein Gas auf Wanderschaft"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 26.10.1999
"Ein Oberflächenthermometer in der Tiefe"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 11.10.1999
"Eis auf dem Rückzug"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.