News: Künstliche Polarlichter
Das "Blitzlicht" von Bernhardt und seinen Kollegen bestand aus einem Aufgebot von Radiosendeantennen in der Nähe von Arecibo, Puerto Rico. Die Forscher beabsichtigten mit den Radiowellen Ionen in der F-Region anzuregen. Eines Nachts jedoch zog eine halbe Stunde lang eine Wolkenreihe mit ionisierten Metallatomen in einer Höhe von 85 bis 90 Kilometern auf und führte so zu einer ungewöhnlich hohen Dichte an Ionen in dieser geringen Höhe. Solch "sporadische E-Schichten" entstehen regelmäßig, wenn Meteoriten in der Erdatmosphäre verglühen. Die elektromagnetischen Wellen wandelten sich in der Ionosphäre in elektrische Feldwellen um und regten freie Elektronen zu einem so hohen Energieniveau an, dass sie mit Sauerstoffatomen kollidierten und diese dann grün fluoreszierten. Dieser Vorgang ist ähnlich zu einem natürlichen Polarlicht, mit der Ausnahme, dass die Energie eher von dem Radiosender stammte als vom Erdmagnetfeld oder dem Sonnenwind. Das grünliche Fluoreszieren ermöglichte den Forschern, die ersten Bilder von Strukturen in der unteren Ionosphäre zu fotografieren, mit einigen Wolken, die sich 25 bis 50 Kilometern über dem Himmel erstreckten. Michael Kelley von der Cornell University beabsichtigt nun, das Experiment während einer Zeit zu wiederholen, wenn Ionenwolken häufiger vorkommen. Dies soll den Forschern ermöglichen, die Hauptbestandteile und Wechselwirkungen in der E-Schicht mit einer kontrollierten Quelle von "Polarlicht-Energie" zu untersuchen. "Das ist eine Art von Mini-Polarlicht-Labor", meint er.
Michael Gordon von der Rice University in Houston hält die Studie für hervorragend. Er meint, dass es sehr wichtig sei, eine Methode für die Abbildung von Ionenwolken gefunden zu haben, weil diese erhebliche Effekte auf die Übertragung von zivilen und militärischen Radiosendungen und satellitengestützter Navigation mit dem Global Positioning System (GPS) hat. So können beispielsweise GPS-Signale, die durch eine sporadische E-Schicht empfangen werden, ihre Geschwindigkeit verringern, wodurch die Genauigkeit der Positionsdaten herabgesetzt wird. Bernhardt fasst seine Arbeit mit den Worten zusammen: "Jetzt haben wir eine neue Technik, um diese Schichten zu studieren, indem wir sie einfach fotografieren".
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 21.12.1999
"Die Top-Meldung des Tages" - Spektrum Ticker vom 7.6.1999
"Es geschieht am hellichten Tag"
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