News: Verdaute Geschichte
Angespornt durch Kristin Sobolik von der University of Maine untersuchten die Wissenschaftler nun Verdauungsreste unserer menschlichen Vorfahren in der Hinds Cave, einem gut untersuchten Felsentor im Gebiet des Unterlaufs des Pecos in Texas. Archäologen sammelten hier bereits Tausende der Hinterlassenschaften, die zwischen 500 und 8 500 Jahre alt sind. Aber nur wenige von ihnen wurden bisher untersucht. Die Wissenschaftler setzten wiederum die bereits bewährte PTB-Methode ein, um in den Fäzes DNA aus Chloroplasten zu vervielfältigen, welche die Verdauung unversehrt überstanden hatten. Anschließend verglichen sie die gefundenen Sequenzen mit denjenigen von rezenten Pflanzen. Ihre DNA-Analyse ermöglichte den Forschern so, einen Einblick auf den vegetarischen Teil des Speiseplans der frühen Menschen zu ergattern, der sonst verborgen geblieben wären – denn selbst mit dem Mikroskop konnte Sobolik keine dieser Pflanzenarten nachweisen. Die Forscher fanden DNA-Sequenzen, die auf Sanddorn, Eicheln, Sonnenblumen, einer bestimmten Kaktus-Art (Ocotillo) und einem Nachtschattengewächs – vermutlich wildem Tabak – schließen lassen. Außerdem enthielten die vorzeitlichen Ausscheidungen weitere Hinweise auf die Nahrung der frühen Menschen. Die Archäologen sichteten Knochen von Ratten und Mäusen sowie Fischschuppen. Aber auch weitere DNA-Sequenzen, die auf Schaffleisch hinweisen, was die Forscher wunderte, da in der Hinds Cave bisher keine Schafknochen gefunden wurden. Poinar vermutet daher, dass großes Wild an anderen Plätzen getötet und verspeist wurde.
"Das ist wirklich hübsch", meint Karl Reinhard von der University of Nebraska. "Dies wird unsere Möglichkeiten erweitern, das gesamte Nahrungsspektrum und den Gebrauch der natürlichen Ressourcen zu identifizieren". Als nächstes Ziel wollen die Forscher den Speiseplan über eine Zeitspanne von 8 000 Jahren zurückverfolgen, indem sie den Kot aus verschiedenen Jahrtausenden untersuchen. Aus den Ergebnissen erhoffen sich die Forscher dann beispielsweise Aufschlüsse darüber, ob die Häufigkeit von Großwild schwankte.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 16.6.2000
"Jeden Tag auf Mammutjagd" - Spektrum Ticker vom 23.3.1999
"Ötzis Speiseplan"
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