Medizingeschichte: Lausige Zeiten

Einige Vielschreiber im Zeitalter des Humanismus und der Reformation haben in ihren Aufzeichnungen auch der unliebsamen Körperbewohner gedacht. So schilderte Erasmus von Rotterdam (1466 – 1536) in seinen Briefen aus England lebhaft, was er an Schmutz und Ungeziefer dort vorfand. Am leichtesten fiel die Erwähnung offenbar stets, wenn man an fremdem Ort darauf stieß – dann konnte man mit einer gewissen Entrüstung über diese Tierchen berichten.
Auch in späteren Jahrhunderten änderte sich daran zunächst nicht viel. Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709 – 1758), die ältere Schwester des Preußenkönigs Friedrich II., schrieb in ihren Erinnerungen über die Ankunft in der fränkischen Residenz und die dortigen Höflinge bissig und nicht ladylike: »Statt der Perücken ließen sie ihre Haare tief ins Gesicht hineinfallen, und Läuse von ebenso alter Herkunft wie sie selbst hatten in diesen Strähnen seit undenklichen Zeiten ihren Wohnsitz aufgeschlagen; ihre sonderbaren Figuren waren mit Gewändern behangen, deren Alter hinter dem der Läuse nicht zurückstand.«
Der schottische Dichter Robert Burns (1759 – 1796) war so unkonventionell, sogar eine Ode an eine Laus zu verfassen – eine verirrte Kopflaus auf der Haube einer Lady in der Kirche.
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