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Medizingeschichte: Lausige Zeiten
Was heute auf den Köpfen vieler Kinder krabbelt, ist harmlos – auf das Konto der verwandten Kleiderläuse hingegen gingen in Europa noch im 19. und 20. Jahrhundert Millionen von Toten.
Die »guten« alten Zeiten wünscht sich kaum jemand zurück, der sich mit der früheren Lebenssituation der Menschen befasst. »Flöhe und Läuse hatte jeder«, schrieb etwa der französische Gesellschaftshistoriker Emmanuel Le Roy Ladurie über das ausgehende Mittelalter. Dies zu beweisen fällt nicht leicht, denn beim Blick in historische Quellen macht sich derlei Ungeziefer rar. Selbst in der frühen Neuzeit erwähnten die Zeitgenossen die Blut saugenden Parasiten höchst ungern, sei es, dass diese so alltäglich waren, sei es, dass man sich ihrer schämte. Man wollte wohl nicht den Verdacht nähren, selbst ein lausiger Zeitgenosse zu sein. Woher wissen wir dann davon?
Einige Vielschreiber im Zeitalter des Humanismus und der Reformation haben in ihren Aufzeichnungen auch der unliebsamen Körperbewohner gedacht. So schilderte Erasmus von Rotterdam (1466 – 1536) in seinen Briefen aus England lebhaft, was er an Schmutz und Ungeziefer dort vorfand. Am leichtesten fiel die Erwähnung offenbar stets, wenn man an fremdem Ort darauf stieß – dann konnte man mit einer gewissen Entrüstung über diese Tierchen berichten.
Auch in späteren Jahrhunderten änderte sich daran zunächst nicht viel. Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709 – 1758), die ältere Schwester des Preußenkönigs Friedrich II., schrieb in ihren Erinnerungen über die Ankunft in der fränkischen Residenz und die dortigen Höflinge bissig und nicht ladylike: »Statt der Perücken ließen sie ihre Haare tief ins Gesicht hineinfallen, und Läuse von ebenso alter Herkunft wie sie selbst hatten in diesen Strähnen seit undenklichen Zeiten ihren Wohnsitz aufgeschlagen; ihre sonderbaren Figuren waren mit Gewändern behangen, deren Alter hinter dem der Läuse nicht zurückstand.«
Der schottische Dichter Robert Burns (1759 – 1796) war so unkonventionell, sogar eine Ode an eine Laus zu verfassen – eine verirrte Kopflaus auf der Haube einer Lady in der Kirche.
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Einige Vielschreiber im Zeitalter des Humanismus und der Reformation haben in ihren Aufzeichnungen auch der unliebsamen Körperbewohner gedacht. So schilderte Erasmus von Rotterdam (1466 – 1536) in seinen Briefen aus England lebhaft, was er an Schmutz und Ungeziefer dort vorfand. Am leichtesten fiel die Erwähnung offenbar stets, wenn man an fremdem Ort darauf stieß – dann konnte man mit einer gewissen Entrüstung über diese Tierchen berichten.
Auch in späteren Jahrhunderten änderte sich daran zunächst nicht viel. Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709 – 1758), die ältere Schwester des Preußenkönigs Friedrich II., schrieb in ihren Erinnerungen über die Ankunft in der fränkischen Residenz und die dortigen Höflinge bissig und nicht ladylike: »Statt der Perücken ließen sie ihre Haare tief ins Gesicht hineinfallen, und Läuse von ebenso alter Herkunft wie sie selbst hatten in diesen Strähnen seit undenklichen Zeiten ihren Wohnsitz aufgeschlagen; ihre sonderbaren Figuren waren mit Gewändern behangen, deren Alter hinter dem der Läuse nicht zurückstand.«
Der schottische Dichter Robert Burns (1759 – 1796) war so unkonventionell, sogar eine Ode an eine Laus zu verfassen – eine verirrte Kopflaus auf der Haube einer Lady in der Kirche.
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