Lexikon der Biologie: Araucaria
Araucaria w [von *arauca -], Araukarie, Südtanne, Gattung der Araucariaceae mit 15–20 Arten in Südamerika und dem australisch-ozeanischen Raum. Die Araukarien bilden immergrüne, im Alter bis hoch hinauf astfreie Bäume, deren Äste oft in auffälligen Scheinquirlen stehen. Die schraubig angeordneten Blätter sind breit nadelförmig mit mehreren parallelen Nerven oder linealisch-pfriemlich. Bezüglich der Blütenverhältnisse herrscht Diözie vor. Die großen, zapfenförmigen ♂ Blüten entsprechen mit ihren zahlreichen Pollensäcken pro Staubblatt dem Araucariaceae-Typ. Beim ♀ Zapfen dominiert die Deckschuppe, mit der die reduzierte Samenschuppe ("Ligularschuppe") und die nur in Einzahl gebildete Samenanlage weitgehend verwächst. Bei der Reife zerfällt der Zapfen; mit Ausnahme von Araucaria bidwillii dient aber als Diaspore (Diasporen) nicht der Same, sondern der erhärtete Verwachsungskomplex aus Deckschuppe, Samenschuppe und Same, der also ein den nußähnlichen Trockenfrüchten analoges Gebilde darstellt. Die rezenten Arten lassen sich nach dem Blattbau, der Hypokotylform und der Art der Keimung in 2 durch Übergänge verbundene Sektionen einteilen. Die Sektion Columbea, charakterisiert durch flache, mehrnervige Blätter, hypogäische Keimung und verdicktes Hypokotyl, enthält als typische Form die in Chile und Südwestargentinien zwischen 37° und 40° s. Br. beheimatete Araucaria araucana (Araucaria imbricata, Andentanne, Chiletanne; vgl. Abb. ). Diese durch ihre lanzettlich-dreieckigen, scharf stechenden Blätter gut kenntliche Art wird 35–40 m hoch (♂ Pflanzen sind kleiner) und bildet, teils in Reinbeständen, teils zusammen mit der Südbuche Nothofagus, im Küstengebirge von Chile und an den Andenhängen in Höhenstufen zwischen 600 und 1800 m die urzeitlich anmutenden "Araukarienwälder". Da die Andentanne gutes Nutzholz für Möbel und Furniere liefert, sind die Bestände vor allem auf chilenischer Seite durch jahrzehntelangen Raubbau der Holzindustrie stark dezimiert. Den einheimischen Pehuenche-Indios dagegen gilt die Andentanne als heilig, und sie sammeln lediglich die eßbaren, fett- und eiweißreichen Samen ("Pinones") für die eigene Ernährung und die ihrer Tiere. Inzwischen wurde die Andentanne in die Rote Liste aufgenommen und ihr internationaler Handel nach dem CITES (Artenschutzabkommen) untersagt. Eine weitere südamerikanische Art ist Araucaria angustifolia (Araucaria brasiliana, Brasilkiefer, auch als Brasilianische Schmucktanne oder "Pinheiro" bezeichnet), die sich von der Andentanne durch schmälere Blätter unterscheidet. Sie bildet im südbrasilianischen Bergland zwischen 600 und 1800 m ausgedehnte "Araukarienwälder" und ist einer der forstwirtschaftlich wichtigsten Bäume Brasiliens, dessen Holz ebenfalls für Möbel und Furniere verwendet wird; die intensive Nutzung führte aber auch hier zu einer drastischen Abnahme der Bestände. Ihre Samen (Pinhoes) waren lange Zeit eine wichtige Nahrung für die Ureinwohner und werden noch heute auf den Märkten verkauft. Ebenfalls zur Sektion Columbea gestellt wird die auf die niederschlagsreichen, tropisch-subtropischen Küstenregionen von Queensland (Australien) beschränkte Araucaria bidwillii (Bunya-Bunya-Baum). Meist schmale, einnervige Blätter, ein dünnes Hypokotyl und epigäische Keimung kennzeichnen die Sektion Eutacta, zu der die von der Norfolk-Insel stammende Araucaria heterophylla (Araucaria excelsa, Norfolktanne, Zimmertanne) gehört. Die Art wird in ihrer Heimat bis über 60 m hoch, besitzt schmale, sichelförmig einwärtsgebogene, ca. 1,5 cm lange Blätter und wird oft als Zimmerpflanze kultiviert. Araucaria cunninghamii ist auf Neuguinea und die Küstenregionen von Queensland und Neusüdwales beschränkt. Zahlreiche endemische Arten kommen in Neukaledonien vor, wo die Gattung ihren größten Artenreichtum erreicht. – Erdgeschichtlich erscheinen die Araukarien sehr früh. Wahrscheinlich reichen sie bis in die obere Trias, sicher aber bis in den Jura zurück und können damit als lebende Fossilien gelten. Eindrucksvoll sind vor allem die vermutlich spätjurassischen Zapfenfunde von Araucaria mirabilis aus Patagonien. Zumindest im Mesozoikum kennt man Funde auch von der Nordhemisphäre (z. B. aus Nordamerika und Europa), etwa ab dem Tertiär bleibt die Gattung aber ausschließlich auf die Südhalbkugel beschränkt. Kieselhölzer; Südamerika IV.
V.M./A.Se.
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