Lexikon der Biologie: Citrus
Citrus w, Gattung der Rautengewächse mit, je nach Auffassung, 15–100 Arten, deren Stammformen ursprünglich in Südchina, Südostasien und Indomalaysien beheimatet waren. Einige der immergrünen, äußerst frostempfindlichen, niedrigen Holzgewächse wurden von Alexander dem Großen ins Mittelmeergebiet gebracht. Im alten Ägypten war die Zitronatzitrone (s. u.) seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Heute wird Citrus in allen subtropischen Gebieten der Erde in Plantagen zur Gewinnung von Ölen und wegen der Früchte kultiviert. Die Gesamtheit der Citrusfrüchte trägt die Bezeichnung Agrumen. Für den frischen Verzehr wird die beste Qualität im erdumspannenden Agrumengürtel zwischen 23° und 35° südlich und nördlich des Äquators produziert. Der daraus resultierende alternierende Ernterhythmus ermöglicht ein ganzjähriges Angebot der Früchte im Handel. Die ledrigen Blätter der niedrigen Bäume sind einfach, drüsig und wechselständig. Fast alle Arten tragen mehr oder weniger kurze Blattdornen. Die zweigeschlechtlichen, weißen, duftenden Blüten stehen in Büscheln oder einzeln. Blütenformel: radiär, K5, C5, A15–60, G5–15; Diskusbildung. Die Frucht ist eine zitronenförmige oder kugelige Beere. Die Außenhaut (Exokarp) ist dünn und mit Wachs bedeckt. Das Mesokarp ist gegliedert in das Flavedo, das durch Carotinoide gefärbt und mit Drüsen, die artspezifische Öle enthalten, durchsetzt ist, und die sich nach innen anschließende Albedo. Diese kann sehr dick ausgebildet sein, aber auch fehlen. Aus dem Endokarp, das auch die Abgrenzung zwischen den Segmenten bildet, wachsen Epidermiszotten nach innen, die zur Zeit der Fruchtreife mit Saft gefüllt sind. Das Fruchtfleisch besitzt einen hohen, nach Art und Sorte schwankenden Vitamin-C-Gehalt (Ascorbinsäure; 30–53 mg/100 g Fruchtfleisch). An der mittelständigen Placenta liegen pro Segment bis zu 8 Samen. Eine Besonderheit ist, daß neben dem einen, normal erzeugten Embryo je Samen noch solche aus Zellwucherungen des Nucellargewebes entstehen können. – Die Früchte der Pampelmuse (Citrus grandis) (Polynesien) können bis zu 6 kg schwer werden und mehr als 20 cm Durchmesser erreichen; Albedo besonders ausgeprägt. Der Pampelmuse sehr ähnlich ist die Grapefruit (Citrus paradisi; Inhaltsstoffe vgl. Tab. , vgl. Abb. und Kulturpflanzen VI) (China), die jedoch kleinere Früchte ausbildet und deren Triebe nicht behaart sind; der bitterliche Geschmack des Fruchtfleisches wird durch das Glykosid Naringin hervorgerufen; Haupterzeugerländer sind die USA, China und Israel ( vgl. Tab. ). Die Apfelsine oder Orange (Citrus sinensis; Inhaltsstoffe vgl. Tab. , Kulturpflanzen VI), die wichtigste Citrusfrucht, stammt wohl aus China; Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Spanien die ersten Plantagen errichtet; weltweit werden sehr viele Kultursorten, z. B. die anthocyanhaltige Blutorange und die großfruchtige Jaffaapfelsine, angebaut ( vgl. Tab. ). Als zweitwichtigste Citrusfrucht gilt die Saure Zitrone oder Limone (Citrus limon; Inhaltsstoffe vgl. Tab. , vgl. Abb. und Kulturpflanzen VI) (wahrscheinlich Himalaya); das ganze Jahr über findet man an den bis 6 m hohen Bäumen Blüten, reife und unreife Früchte nebeneinander ( vgl. Abb. ); der Gehalt an Citronensäure schwankt zwischen 3,5 und 7 g/100 g Fruchtfleisch. Aus der Süßen Zitrone oder Limette (Citrus limetta) wird hauptsächlich Saft hergestellt, da die Früchte nur kurze Zeit haltbar sind (Inhaltsstoffe vgl. Tab. ). Das Mesokarp der unreifen, fruchtfleischarmen, bis 2,5 kg schweren Früchte der Zitronatzitrone oder des Adamsapfels (Citrus medica) (Asien) wird mit Salzwasser behandelt und anschließend kandiert; Hauptanbaugebiete sind Korsika, Sizilien und Griechenland. Aus der Pomeranze oder Bitterorange (Citrus aurantium ssp. aurantium) (Südabfall des Himalaya) wird die bekannte Orangenmarmelade gekocht; Öl aus den Blüten (Neroliöl) findet in der Parfümindustrie Anwendung; Pomeranzenöl wird dem Curaçao-Likör zugesetzt und bestimmt dessen Geschmack; das kandierte Mesokarp ist als Orangeat im Handel. Aus den Schalen der Bergamotte (Citrus aurantium ssp. bergamia;vgl. Abb. ) wird das Bergamottöl extrahiert. Für den Obsthandel wichtig ist auch die formenreiche Mandarine (Citrus reticulata; Inhaltsstoffe vgl. Tab. , vgl. Abb. und Kulturpflanzen VI); die weitgehend albedolosen Früchte sind leicht schälbar. Eine selbststerile, daher kernlose Abart hiervon ist die sehr süß schmeckende Clementine; sie wird im Mittelmeergebiet ab Oktober geerntet und ist somit die erste Citrusfrucht der Saison. Weitere Sorten von Citrus reticulata sind die kernlosen, leuchtend roten Satsumas und die kleinfrüchtigen Tangerinen. Citrus-Arten lassen sich leicht mit Arten der überwiegend in Australien heimischen Gattungen Eremocitrus und Microcitrus kreuzen. Eine Übertragung von deren standörtlichen Eigenschaften (Salz- und Trockenheitstoleranz, weitgehende Krankheitsresistenz, Gedeihen auf nährstoffarmen Böden) auf Citrus-Arten kann von wirtschaftlicher Bedeutung sein. – Citrusgewächse werden hauptsächlich ihrer Früchte wegen kultiviert, sind aber auch interessante, allerdings nicht winterharte Zierpflanzen, die bei uns in Kübeln gezogen werden. Beliebt ist die Hybride Calamondin (Calamondinorange, × Citrofortunella mitis, syn. Citrus mitis oder Citrus microcarpa), die in noch sehr kleinem Zustand schon das ganze Jahr hindurch duftende weiße Blüten und eine Fülle leuchtendoranger, 3 cm großer Früchte zu treiben vermag. Blatt, Heilpflanzen, Kulturpflanzen, Nucellarembryonie.
Y.S./A.Se./N.D.
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