Lexikon der Biologie: Feldhase
Feldhase, Europäischer Feldhase,Lepus europaeus, einziger einheimischer Vertreter der Echten Hasen (Gattung Lepus;Hasenartige); Kopfrumpflänge 50–65 cm, Schwanzlänge 7–11 cm; Fell oberseits graubraun, zum Teil gelblich oder rötlich getönt, Bauchseite weiß. Ursprünglich aus den Steppen Osteuropas stammend, erstreckt sich das heutige Verbreitungsgebiet des Feldhasen ( vgl. Abb. ) über ganz Europa mit Ausnahme des nördlichen Skandinaviens und des nördlichen Rußlands; auch fehlt er auf den meisten Mittelmeerinseln; eingeführt (Einführung) wurde er in Irland und Südschweden. Ausschlaggebend für seine natürliche Ausbreitung war die Umwandlung der einstigen Waldlandschaften Mitteleuropas in landwirtschaftliche Nutzflächen. Der Feldhase ist somit ein ausgesprochener Kulturfolger; er wurde in Europa zur Charakterart der offenen Kulturlandschaft. Wegen der jagdlichen Bedeutung (Jagd, Schonzeit; Inhaltsstoffe vgl. Tab. ) hat man Feldhasen u.a. auch in Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland angesiedelt. Der Feldhase lebt in flachem Gelände, vorzugsweise noch immer in Kulturland, zum Teil aber auch in Laub-, weniger in Nadelwald („Waldhasen“); im Gebirge bis in 1600 m, teilweise (Sommer) bis 3000 m Höhe. Er ist vorwiegend Nachttier und Einzelgänger (Ausnahme: zur Paarungszeit). Als Ruhelager scharren Feldhasen mehrere flache Mulden („Sassen“), versteckt im Wald, unter Sträuchern oder in einer Ackerfurche, die wechselweise, je nach Wind- und Wetterverhältnissen, aufgesucht werden. Bei Gefahr drücken sich Feldhasen dicht an den Boden oder fliehen in großen Sprüngen mit Hakenschlagen zum Irritieren des Verfolgers; übliche Gangart ist der Galopp. Feldhasen sind vielseitige, aber reine Pflanzenfresser. Ihre Nagezähne wachsen ständig nach und schärfen sich durch schräge Abnutzung. Für die Ernährung essentieller, vitaminreicher Blinddarmkot wird gleich nach Abgabe wieder aufgenommen und verschluckt (Coecotrophie). Die Fortpflanzungszeit der Feldhasen dauert von Januar bis Oktober; der Eisprung wird durch die Paarung ausgelöst. Nach 42 Tagen Tragzeit wirft die Häsin (gewöhnlich 3mal im Jahr) 2–5 bereits behaarte und sehende Junge (im Gegensatz zum Wildkaninchen), die sie 2–3 Wochen lang säugt (Superfetation). In Gefangenschaft ist die Zucht von Feldhasen sehr schwierig. – Nahe verwandte Arten des Feldhasen in Europa: In einem eng umgrenzten Gebiet Nordspaniens (Kantabrisches Gebirge) lebt endemisch der Castroviejo-Hase (Lepus castroviejo). Der Korsika-Hase (Lepus corsicanus), früher als eine Unterart des Feldhasen angesehen, gilt heute als eigene Art. Er kommt endemisch in Mittel- und Süditalien (einschließlich Sizilien) vor; in Korsika wurde er etwa im 16. Jahrhundert eingeführt, seit etwa 1990 ist sein Vorkommen dort erloschen. Eselhasen, Gartenschädlinge, Nestflüchter; Europa XIII , Gehirn II.
H.Kör.
Feldhase
Europäischer Feldhase (Lepus europaeus) im Winter.
Seit den 1960er Jahren beobachtet man im gesamten Verbreitungsgebiet einen kontinuierlichen zahlenmäßigen Rückgang der einst so häufigen Art. Erst 1998 wurde der Feldhase in Deutschland (geschätzter Bestand: 2 Millionen) bundesweit als „gefährdet“ auf die Rote Liste gesetzt; auch in der Schweiz, Österreich und Norwegen steht er auf der Roten Liste. Die Situation ist grotesk: Eine als Kulturfolger einst zugewanderte Tierart wird durch eben diese Kultur bedroht. Die Gründe für die rückläufige Bestandsentwicklung sind vielfältig: Lebensraumverlust, Intensivierung der Landwirtschaft, Nahrungsprobleme (Herbizide vernichten für seine Ernährung wichtige Wildkräuter), Straßenverkehr, Störung durch Freizeitverhalten des Menschen.
Feldhase
Einige Inhaltsstoffe (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 481 kJ = 113 kcal
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Wasser: 73,3 g | Vitamin B1: 90 μg | Natrium: 50 mg | Ölsäure: 535 mg | |
Protein: 21,6 g | Vitamin B2: 60 μg | Kalium: 400 mg | Linolsäure: 590 mg | |
Fett: 3,0 g | Vitamin B6: 300 μg | Phosphor: 220 mg | Cholesterin: 65 mg | |
Mineralien: 1,2 g | Vitamin B12: 1 μg | Eisen: 2400 μg | Purine: 105 mg |
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