Lexikon der Biologie: Glockenblume
Glockenblume, Campanula, fast ausschließlich in den gemäßigten und subtropischen Regionen der nördlichen Halbkugel, besonders in den Gebirgen Europas und Vorderasiens, sowie im Mittelmeergebiet heimische Gattung der Glockenblumengewächse mit rund 300 Arten. Meist Stauden mit wechselständigen, ungeteilten Laubblättern und einzeln oder in traubigen oder kopfigen Blütenständen angeordneten, staminokarpellaten, 5zähligen Blüten. Die glockige oder trichter- bis sternförmige Blütenkrone (Braktee, Abb.) besitzt dreieckige bis lanzettliche Zipfel und ist meist blau oder violett, seltener blaßgelb oder weiß gefärbt. Die Frucht ist eine sich mit seitlichen Löchern öffnende, rundliche Kapsel mit zahlreichen Samen. Von den in Mitteleuropa anzutreffenden Arten haben viele hellblaue bis dunkelviolette, einzeln oder in lockeren (wenigblütigen), zum Teil durchblätterten Trauben angeordnete Blüten. Einige mitteleuropäische Arten: Bärtige Glockenblume (Campanula barbata), in Magerrasen der subalpinen und alpinen Stufe sowie im Zwergstrauchgestrüpp; Zwerg-Glockenblume (Campanula cochleariifolia), in feuchten Steinschuttfluren, im Geschiebe von Alpenflüssen und an Felsen; Breitblättrige Glockenblume (Campanula latifolia), in staudenreichen Bergmisch- und Schluchtwäldern sowie Hochstaudenfluren; Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), in kurzwüchsigen Fettwiesen tieferer Lagen und Brachen sowie an Wegen und Gebüschsäumen; Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia;vgl. Abb. ), in lichten, sonnigen, kraut- und grasreichen Wäldern, Wald- und Gebüschsäumen sowie an Wegen; Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus), in Halbtrockenrasen oder warmen Fettwiesen, im Saum sonniger Büsche, an Böschungen und Wegen (wurde wegen ihrer rübenförmigen, als Gemüse oder Salat verwendbaren Wurzel im Mittelalter häufig kultiviert); Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia;Europa IX ), in Magerrasen und mageren Wiesen, in Heiden, lichten Eichenwäldern, Fels- und Mauerspalten sowie an Wald- und Wegrändern; Scheuchzers Glockenblume (Campanula scheuchzeri), in Mager- und Steinrasen der subalpinen und alpinen Stufe; Nessel-Glockenblume (Campanula trachelium), in krautreichen Eichen- und Buchenwäldern, in Hecken und Waldlichtungen; Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata), in Kalkmagerrasen oder mageren Fettwiesen, im Saum lichter Büsche sowie an Wald- und Wegrändern, zeichnet sich durch in einem Köpfchen stehende blauviolette Blüten aus; Straußblütige Glockenblume (Campanula thyrsoidea), in sonnigen Rasenhängen der subalpinen und alpinen Stufe, zeichnet sich durch in einer dichten, kolbenförmigen Ähre stehende gelblich-weiße Blüten aus. – Ihrer schönen Blüten wegen werden zahlreiche Arten als Zierpflanzen kultiviert. Neben der heimischen Zwerg- und Knäuel-Glockenblume, der Pfirsichblättrigen, Breitblättrigen und Rundblättrigen Glockenblume, von denen es jeweils etliche Kultursorten gibt, sind dies auch die Karpaten-Glockenblume (Campanula carpatica; Karpaten), die Milchweiße Glockenblume (Campanula lactiflora, Kaukasus), Campanula poscharskyana (nördlicher Balkan) sowie eine ganze Anzahl von Kulturhybriden. Von besonderer Bedeutung ist die aus dem westlichen Mittelmeergebiet stammende, schon seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa kultivierte Marien-Glockenblume (Campanula medium;vgl. Abb. ) mit u.a. blauen, roten oder weißen Blüten. Die auf den Azoren heimische Art Campanula vidalii, eine immergrüne Staude mit fleischigen Blättern und wachsigen, weiß oder hellrosa gefärbten Blüten, wird gelegentlich als Azorina vidalii einer eigenen Gattung zugeordnet. Autogamie, Fruchtformen, Morphosen, Schwemmlinge; Glockenblumenartige I .
N.D.
Glockenblume
1 Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia),2 Marien-Glockenblume (Campanula medium)
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