Lexikon der Biologie: Hahnenfuß
Hahnenfuß, Ranunculus, Gattungder Hahnenfußgewächse, mit ca. 850 Arten kosmopolitisch verbreitet. Die Arten haben weiße oder gelbe, radiäre oder zygomorphe Blüten mit der Blütenformel: K5 C5 A ∞ G ∞ und sind häufig Pollenblumen. Aus den Fruchtblättern entwickeln sich meist geschnäbelte einsamige Nüßchen oder Balgfrüchte (Fruchtformen). Eine der submersen Arten ist der weißblühende Flutende Hahnenfuß (Ranunculus fluitans); in schnell strömenden nährstoffreichen Bächen und Flüssen mit maximal 3 m Tiefe werden seine Blätter mit parallelen Blattzipfeln bis zu 30 cm lang. Der in der Roten Liste geführte Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis;Alpenpflanzen , Europa II ) hat ebenfalls weiße Blüten, die sich später rosa verfärben; er ist eine arktisch alpine Pflanze der Silicatschuttböden (Androsacetalia alpinae), die noch in einer Höhe über 4000 m gedeiht. Gleichfalls im Gebirge an sickernassen nährstoffreichen Stellen wächst der Eisenhutblättrige Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius); er bildet oft weißblühende Bänder bachbegleitender Hochstaudenfluren (Assoziationskennart des Chaerophyllo-Ranunculetum aconitifolii, Verband Calthion; Molinietalia); seine Blattabschnitte sind rombisch, gegen die Basis plötzlich verschmälert; der ästige Blütenstiel ist bis 120 cm hoch, vielblütig und oben kraus behaart. In hochstaudenreichen Wäldern, z.B. im Aceri-Fagenion, ferner in Hochstauden- und Hochgrasfluren (Adenostylion, Calamagrostion, Betulo-Adenostyletea) wächst der Platanenblättrige Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius); er besitzt kahle oder nur schwach behaarte Blütenstiele; seine oberen Stengelblätter haben schmal-lanzettliche Abschnitte, die in eine ganzrandige Spitze ausgezogen sind. Zur gelbblühenden Gruppe gehört der Knollige Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus); er ist leicht am basal knollig verdickten Stengel, den zurückgeschlagenen Kelchblättern und dem oberwärts anliegend behaarten Stengel zu erkennen; man findet ihn häufig in Kalk-Magerrasen (Mesobromion) sowie als schwach giftiges Unkraut in Weiden. In Pioniergesellschaften, auf Äckern, in feuchten Unkrautgesellschaften, an Ufern und in Auwäldern ist der Kriechende Hahnenfuß (Ranunculus repens) kosmopolitisch verbreitet (Bodenzeiger); er hat oberirdische Ausläufer und Grundblätter mit deutlich gestielten Mittellappen. Fast genauso häufig, aber ohne Ausläufer findet man den Wald-Hahnenfuß (Ranunculus nemorosus) in Mischwäldern, Bergwiesen und Magerrasen; sein aufrechter, stark gefurchter Blütenstiel ist zerstreut behaart und trägt fast bis zum Grunde dreigeteilte Blätter. Die 3 folgenden häufigen Arten haben einen runden Blütenstiel: Der Wollige Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus) mit dicht abstehend, behaarten Stengeln und ockergelben Blüten ist hauptsächlich in Schluchtwäldern auf sickerfrischen Kalkböden anzutreffen. Auf Wiesen und in Wäldern ist der Scharfe Hahnenfuß oder die Butterblume (Ranunculus acris;Europa XII ) mit fast kahlem, mehrblütigem Stengel verbreitet. Im Gegensatz zu den ersten beiden Arten ist die Frucht beim Gold-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus) behaart; er zeigt einen ausgeprägten Blattdimorphismus mit rundlichen glänzenden Grundblättern und tief geteilten Stengelblättern mit lineal-lanzettlichen Zipfeln und ist eine myrmekochore (Myrmekochorie) Art krautreicher Laubmischwälder und Bergwiesen. Ungeteilte Blätter besitzt u.a. der gelbblühende Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua;Europa VI ), der in Süßwasserröhrichten (Phragmitetea) und Großseggenbeständen (Magnocaricion) vorkommt. Eine weitere Art, Ranunculus ficaria, das Scharbockskraut, wird häufig als Ficaria verna einer eigenen Gattung zugeordnet. Von einigen Arten gibt es Kultursorten (z.B. mit gefüllten Blüten), die als Zierpflanzen gezogen werden. Am bekanntesten ist die von Ranunculus asiaticus (Asiatischer Hahnenfuß, östlicher Mittelmeerraum; ß vgl. Abb. 1 ) abstammende Gartenranunkel mit großen, einfachen oder gefüllten, weißen, gelben, leuchtendroten, orange- oder rosafarbenen Blüten, die sich auch als Schnittblumen eignen. Die niederen Bloomingdale-Hybriden sind beliebte Topfpflanzen. Alle Hahnenfuß-Arten enthalten den scharfen, Haut und Schleimhaut reizenden Stoff Protoanemonin. Er kann auf der Haut Rötungen, Schwellungen oder Blasen hervorrufen und innerlich zu einer Reizung des Magen-Darm-Trakts mit Koliken und Durchfall sowie zu Nierenentzündung und zentralen Erregungs- bzw. Lähmungserscheinungen führen. Hahnenfuß-Arten mit einem hohen Protoanemoningehalt, wie der Gift-Hahnenfuß (Ranunculus sceleratus) oder der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris), gelten daher als giftig. Ihrem Wirkstoff wird auch eine antibiotische, fungitoxische und vermizide Wirkung zugesprochen. ßä Hahnenfußgewächse II , Polarregion II.
B.Le./N.D.
Hahnenfuß
Abb. 1:
1 Sardinischer Hahnenfuß (Ranunculus sardous),2 Asiatischer Hahnenfuß (Ranunculus asiaticus)
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