Lexikon der Biologie: Schlüsselblume
Schlüsselblume, Primula, Gattung der Primelgewächse mit über 500, insbesondere in Europa und dem gemäßigten Asien heimischen Arten. Meist ausdauernde, häufig an Gebirgsstandorte angepaßte Pflanzen mit grundständiger Blattrosette und überwiegend doldig bis kopfförmig an einem blattlosen Stengel sitzenden Blüten. Die Staubblätter setzen im Schlund oder der Röhre der stielteller- bis trichterförmigen Blütenkrone an. Aus dem kugeligen bis eiförmigen Fruchtknoten entsteht eine vielsamige Kapsel. Die wenigen einheimischen, meist im zeitigen Frühjahr blühenden Arten der Schlüsselblume stehen alle unter Naturschutz. Es sind vor allem die hellgelb blühende Große oder Hohe Schlüsselblume (Primula elatior; ü vgl. Abb. ) mit länglich-eiförmigen, runzeligen Blättern (in krautreichen Laubwäldern und Bergwiesen), die ebenfalls gelb blühende, in Deutschland im Bestand gefährdete Alpen-Aurikel (Primula auricula; ä Primelgewächse ) mit glatten, dickfleischigen Blättern (in Felsspalten, alpinen Steinrasen und Moorwiesen des Alpenvorlands), die ebenfalls bestandsgefährdete, rotlila blühende Mehlprimel (Primula farinosa; ä Primelgewächse ), deren Blattunterseiten einen von Drüsenhaaren abgesonderten, weißlich-mehligen Überzug aus Flavonoiden aufweisen (in alpinen Steinrasen sowie Quell-, Flach- und Wiesenmooren des Alpenvorlands), die potentiell bestandsgefährdete, auch rot blühende Zwergprimel, Primula minima (im Magerrasen der alpinen Stufe; Alpenpflanzen ), und die Echte Schlüsselblume, Wiesen-Schlüsselblume, Arznei-Schlüsselblume oder der Himmelsschlüssel, Primula veris (= Primula officinalis) (in Kalkmagerrasen, mageren Wiesen, lichten, krautreichen Laubwäldern, an Waldrändern; ü vgl. Abb. und Europa IX , ä Primelgewächse ). Letztere hat dottergelbe, wohlriechende Blüten und wurde in der Volksmedizin u.a. wegen ihrer abführenden und harntreibenden Eigenschaften verwendet. Hauptwirkstoffe sind die insbesondere in der Wurzel enthaltenen Saponine und die Phenolglykoside Primula- und Primverosid sowie deren Aglykone (etherische Öle). Die seltene, bestandsgefährdete Stengellose Schlüsselblume oder Kissenprimel, Primula acaulis (= Primula vulgaris) (in krautreichen Laubwäldern, auf Wiesen und im Gebüsch), besitzt hellgelbe, relativ große, einzeln stehende Blüten. Sie ist, wie verschiedene andere Primel-Arten (z.B. Primula auricula, Primula veris und Primula elatior), allein oder meist gekreuzt mit anderen Primeln Stammform zahlreicher weiß, gelb, orange, rosa, rot, purpurn oder blau blühender Topf- und Gartenzierpflanzen (Primula × polyantha). Beliebte Zierpflanzen sind auch verschiedene aus Ostasien stammende und zum Teil in zahlreichen Sorten kultivierte Schlüsselblumen, wie z.B.die Kugelprimel oder Ballprimel (Primula denticulata; ü vgl. Abb. ) mit kugelförmigen, meist rosa- oder lilafarbenen Blütenständen; die Rosenprimel (Primula rosea) mit leuchtend rosafarbenen Blüten; die Orchideenprimel (Primula vialii), deren außen rote, innen violette Blüten knabenkrautähnliche Blütenstände bilden; Primula florindae, die doldige Blütenstände mit bis zu 60 gelben Einzelblüten treibt; einige als „Etagenprimeln“ bekannte Arten (Primula japonica, Primula bulleyana, Primula beesiana), deren gelbe, orange- oder rosafarbene bzw. rote Blüten etagenförmig angeordnet an langen Stengeln sitzen; die Fliederprimel (Primula malacoides) mit weißen, rosafarbenen oder roten, spiralig angeordneten Blüten; die Chinesische Primel (Primula sinensis) mit weißen bis roten, bisweilen auch gefüllten Blüten und die rötliche oder purpurn blühende Becherprimel oder Giftprimel (Primula obconica; ü vgl. Abb. ). Das Sekret ihrer Drüsenhaare enthält (wie das Sekret einiger anderer Primula-Arten auch) das Primelgift Primin, eine Benzochinon-Verbindung, die bei allergisch reagierenden Menschen eine durch Rötung und Bläschenbildung gekennzeichnete Dermatitis hervorruft. Blatt II .
N.D.
Schlüsselblume
1 Becherprimel, Giftprimel (Primula obconica), 2 Hohe oder Große Schlüsselblume (Primula elatior), 3 Echte Schlüsselblume, Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris, Primula officinalis), 4 Kugelprimel, Ballprimel (Primula denticulata)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.