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Lexikon der Biologie: Wucherblume

Wucherblume, Chrysanthemum, einst mit rund 200 Arten eine große, formenreiche Gattung der Korbblütler, der man einjährige Kräuter, Stauden oder Halbsträucher mit gezähnten bis fiederspaltigen Blättern und einzeln oder zu mehreren oder vielen in Ebensträußen stehenden Blütenkörbchen (aus überwiegend gelben, röhrenförmigen Scheibenblüten und zungenförmigen Randblüten) zuordnete. Nach heutiger Definition umfaßt die Gattung Chrysanthemum nur noch 5 in Europa und Nordafrika heimische, einjährige Kräuter. Dazu gehören: die in Mitteleuropa eingebürgerte, in Äckern und an Wegrändern wachsende Acker-Wucherblume oder Saat-Wucherblume (Chrysanthemum segetum; östliches Mittelmeergebiet, Westafrika) mit gelben Blütenkörbchen; die Sommer-Wucherblume (Chrysanthemum carinatum; Marokko) mit bis 10 cm großen Blütenkörbchen aus purpurnen Scheiben- und weißen oder gelben (bisweilen auch roten, an der Basis anders gefärbten) Randblüten – eine beliebte Gartenpflanze und Schnittblume, deren zahlreiche Sorten in unterschiedlichsten Farbkombinationen blühen – und die ebenfalls als Zierpflanze kultivierte Goldblume (Chrysanthemum coronarium; Mittelmeergebiet, Portugal) mit 5 cm großen gelben Blütenkörbchen, die bei Kultursorten auch gefüllt sein können; ihre jungen, aromatisch schmeckenden Triebe werden sogar als Salat gegessen. Die übrigen Arten der einstigen Gattung Wucherblume gehören nun einer Reihe anderer Gattungen an. Die wichtigsten hiervon sind: Ajania (30 Arten; Zentral- und Ostasien); Arctanthemum (5 Arten; Arktis, Subarktis); Argyranthemum (22 Arten; Makronesien) – die bis 1 m hohe, nicht winterharte Strauchmargerite (Argyranthemum frutescens syn. Chrysanthemum frutescens; Kanarische Inseln) wird in vielen, auch gefüllt blühenden Sorten (mit weißen, gelben oder rosafarbenen Randblüten) gehandelt und ist bei uns als Kübelpflanze beliebt; Dendranthema, Chrysantheme (20 Arten; Europa, Zentral- und Ostasien) – am bekanntesten ist die in China bereits um 500 v.Chr. bekannte, in Europa jedoch erst seit Ende des 18. Jahrhunderts gezüchtete Gartenchrysantheme oder Winteraster (Dendranthema × grandiflorum syn. Chrysanthemum × hortorum). Sie stammt u.a. von den ostasiatischen Arten Dendranthema indicum (Chrysanthemum indicum; Asien V ) und Dendranthema morifolium (Chrysanthemum morifolium) ab, ist ausdauernd und besitzt aromatisch duftende, eiförmige, buchtig-fiederlappige Blätter und in Größe, Form und Farbe außerordentlich vielgestaltige Blütenköpfe. Einige Sorten sind winterhart und eignen sich als spätblühende Gartenstauden (Kurztagpflanzen; Blütenbildung), andere Sorten werden als Schnittblumen in Gewächshäusern gezogen. Die weiß, gelb, hell-lila oder bräunlich (bis rötlich) gefärbten Blütenköpfe können u.a. margeritenähnlich aussehen (ungefüllte Formen) oder nur aus ein- oder auswärts gebogenen Zungenblüten bestehen (ballförmige, gefüllte Formen); Leucanthemum, Margerite (25 Arten; Europa, Nordasien) – bekannteste einheimische Art ist die formenreiche, heute in der gemäßigten Zone weltweit verbreitete Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare syn. Chrysanthemum leucanthemum; in Fettwiesen und -weiden, in Brachen und an Wegen; vgl. Abb. und Europa XVII ), eine horstbildende, bis 75 cm hohe Staude mit relativ kleinen, spatelförmigen, am Rande kerbig gezähnten bis fiederlappigen Blättern und 5 cm großen, einzeln stehenden Blütenköpfen mit gelben Scheiben- und weißen Randblüten. Die Garten-Margerite (Leucanthemum × superbum syn. Chrysanthemum × superbum), eine Hybride aus der Riesenmargerite (Leucanthemum maximum syn. Chrysanthemum maximum; Pyrenäen) und Leucanthemum lacustre (Westportugal), ist eine robuste, in vielen Sorten gezogene Staude mit dunkelgrünen, gezähnten Blättern und etwa 8 cm großen Blütenköpfen, die auch gefüllt sein können; Leucanthemopsis (6 Arten; europäische Gebirge, Nordafrika) – es handelt sich um niedrige Polsterstauden mit fein zerteilten Blättern und einzeln stehenden Blütenköpfchen; Tanacetum (70 Arten; gemäßigte Regionen der Nordhalbkugel) – in Mitteleuropa wächst der Rainfarn (Tanacetum vulgare syn. Chrysanthemum vulgare; in staudenreichen Unkraut-Gesellschaften, an Wegen, Schuttplätzen, Dämmen und Ufern; vgl. Abb. und Europa XVII ) mit fiederschnittigen, farnartigen Blättern und in Schirmrispen angeordneten, zahlreichen kleinen, goldgelben, nur aus Röhrenblüten bestehenden Köpfchen. Die in der Volksmedizin früher als Wurmmittel verwendete Pflanze ist giftig, da ihr etherisches Öl reichlich Thujon enthält. Das Balsamkraut oder Marienblatt (Tanacetum balsamita syn. Chrysanthemum balsamita; Kleinasien) mit ovalen, fein gezähnten Blättern ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze, deren antiseptische Wirkung der Wundheilung diente. Eine weitere alte Heilpflanze ist das stark duftende Mutterkraut („Römische Kamille“, Tanacetum parthenium syn. Chrysanthemum parthenium; Südosteuropa), mit fiederteiligen Blättern und zahlreichen 1–2 cm großen Blütenköpfchen; sie wird heute in vielen, teils gefüllten Sorten als Zierpflanze gezogen. Die im etherischen Öl enthaltenen Sesquiterpenlactone (Sesquiterpene) sollen gegen Migräne wirksam sein, da sie die Synthese der Prostaglandine hemmen und die Ausscheidung von Serotonin vermindern. Einige Arten, wie z.B. die Dalmatinische Insektenblume (Tanacetum cinerariifolium syn. Chrysanthemum cinerariifolium; östliches Mittelmeergebiet) oder Tanacetum coccineum (syn. Chrysanthemum coccineum; Vorderasien) synthetisieren für alle Arten von Insekten und manche Würmer äußerst giftige Pyrethrine und werden daher zur Herstellung von Insektiziden verwendet; Tripleurospermum (30 Arten; gemäßigte Regionen der Nordhalbkugel). Mosaik-Zyklus-Konzept der Ökosysteme; ü Korbblütler II .

N.D.



Wucherblume

1 Margerite (Chrysanthemum leucanthemum),2 Rainfarn (Chrysanthemum vulgare),3 Chrysantheme (Chrysanthemum Téméraire)

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