Lexikon der Biologie: zoologischer Garten
zoologischer Garten, Zoologischer Garten, Tiergarten, Zoo, in der Regel öffentliche, meist wissenschaftlich geleitete und veterinärmedizinisch betreute Einrichtung zur Haltung einheimischer (z.B. im Alpenzoo, Wild- und Vogelparks) und fremdländischer (exotischer) Tiere in Freigehegen, Käfigen oder Gebäuden (z.B. Tierhäusern, Aquarien, Terrarien, Insektarien); oft in großzügig gestalteten gärtnerischen Anlagen eingefügt. Die heutigen, über 500 zoologischen Gärten in der ganzen Welt wollen die Besucher zu Beobachtungen anregen (pädagogischer Aspekt). Sie erlauben – in den meisten Fällen – einen Blick hinter die Kulissen moderner Wildtierhaltung und dienen zugleich der wissenschaftlichen Arbeit (u.a. der Ethologie, der Ernährungsphysiologie, aber auch verschiedenen Fragen der Parasitologie oder Pathologie; Tiergartenbiologie). Nicht zuletzt verpflichten sich die zoologischen Gärten heute zunehmend dem Artenschutz und Naturschutz. Ziel ist es, durch Zucht (Tierzüchtung) und Erhaltung seltener Tierarten genetisch ausreichend diverse Populationen (Biodiversität) zu erlangen, die als Reservoir zur Aufstockung aussterbender Wildbestände (Ausrottung, Aussterben) in der Zukunft dienen sollen (Auswilderung). Allgemeine Vorgaben für diese Bemühungen sind als Welt-Zoo-Naturschutzstrategie durch die Welt-Zoo-Organisation (IUDZG) erlassen worden. Spezielle Programme zur Erhaltung bestimmter Arten werden z.B. in den Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEPs) international koordiniert. – Geschichte: Bereits 2000 v.Chr. gab es am Hofe eines chinesischen Kaisers einen Tierpark. An den Höfen vieler weltlicher und geistlicher Herrscher wurden wilde einheimische und zunehmend auch exotische Tiere zur „Belustigung“ des Adels, aber zum Teil auch des Volkes, gehalten. 1451 wird bei Stuttgart in der Nähe der Grafenburg eine Menagerie erstmals als „Thiergarth“ bezeichnet. Als der älteste bis heute bestehende zoologische Garten Europas ( vgl. Tab. 1 ) gilt der 1752 als Hofmenagerie vom Kaiserpaar Maria Theresia und Franz I. Stephan im Park Schönbrunn angelegte spätere zoologische Garten Wiens. Der älteste zoologische Garten in Deutschland entstand 1844 in Berlin, in den USA 1858 in Philadelphia. Im Mai 1907 eröffnete Carl Hagenbeck (1844–1913) in Stellingen bei Hamburg seine Freisichtgehege (statt Gittern mit Gräben und hoher Begrenzungswand) für Großtiere eines bestimmten Lebensraums vor einer künstlichen Naturkulisse (später zum Teil aus Natursteinen); sie gelten als Vorbild für den neuzeitlichen Zoo ( vgl. Tab. 2 ). Aviarium, Exotarium, Friedrich II. von Hohenstaufen, Gefangenschaftsstörung, Grzimek (B.), Heck (L.), Hediger (H.), kognitive Ethologie, Terrarium.
Lit.:Croke, V.: The Modern Ark: The History of Zoos. New York 1997. Tudge, C.: Letzte Zuflucht Zoo. Heidelberg 1993.
zoologischer Garten
Tab. 1: Gründungsjahre zoologischer Gärten
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| London | 1829 | |
| Dublin | 1830 | |
| Antwerpen | 1843 | |
| Berlin | 1844 | |
| Köln | 1856 | |
| Frankfurt a.M. | 1858 | |
| Philadelphia | 1858 | |
| Dresden | 1861 | |
| Hannover | 1865 | |
| Karlsruhe | 1865 | |
| Basel | 1874 | |
| Münster | 1875 | |
| Leipzig | 1878 | |
| Elberfeld (Wuppertal) | 1881 |
zoologischer Garten
Tab. 2: Die bekanntesten zoologischen Gärten
in Deutschland, Österreich und der Schweiz
(Größe; Artenzahl)
Basel
(11 ha; 651)
Berlin, Tierpark Friedrichsfelde
(160 ha; 1100)
Berlin, Zoologischer Garten
(35 ha; 1500)
gilt als artenreichster Zoo weltweit
Bern, Tierpark Dählhölzli
(16 ha; 205)
Dortmund
(28 ha; 300)
Dresden
(13 ha; 400)
Duisburg
(16 ha; 272)
Düsseldorf, Aquazoo (mit Naturkundemuseum)
(0,7 ha in einem Gebäude; 500)
Frankfurt a.M.
(11 ha; 565)
Hamburg, Hagenbecks Tierpark
(27 ha; 360)
Hannover
(22 ha; 240)
Innsbruck, Alpenzoo
(5 ha;150)
Köln
(20 ha; 686)
Leipzig
(23,2 ha; 867)
München, Tierpark Hellabrunn
(36 ha; 632)
Münster, Allwetterzoo
(30 ha; 389)
Nürnberg
(63 ha; 280)
Osnabrück
(27 ha; 290)
Salzburg, Tiergarten Hellbrunn
(19 ha; 100)
Stuttgart, Wilhelma
(30 ha; 1000)
Wien, Tiergarten Schönbrunn
(17 ha; 392)
Wuppertal
(20 ha; 450)
Zürich
(27 ha; 316)
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