Lexikon der Chemie: Dialyse
Dialyse, physikalisches Verfahren zum Abscheiden niedermolekularer Stoffe aus Lösungen makromolekularer oder kolloider Stoffe. Sie wird vor allem zum Reinigen makromolekularer Stoffe, insbesondere, um Biopolymere von anhaftenden Salzen zu befreien, angewendet. Die D. hat große Bedeutung zur Entgiftung des Blutes (Hämodialyse, künstliche Niere). Häufig benutzt man die D. auch dazu, um die kolloide Struktur der gelösten Stoffe nachzuweisen. Die D. beruht darauf, daß niedermolekular gelöste Stoffe leicht, makromolekular oder kolloid gelöste dagegen sehr schwer oder gar nicht durch halbdurchlässige Membranen, wie Pergamentpapier, Celluloseacetat- oder Cellulosenitratschichten, tierische Haut, Schweinsblasen u. dgl., hindurchdiffundieren. Die D. erfolgt in einer Dialysierzelle (Dialysator). Diese besteht aus zwei Kammern, die durch die Membran getrennt sind und von denen eine mit dem Lösungsmittel, z. B. Wasser, die andere mit der Lösung gefüllt ist. Die niedermolekularen Stoffe diffundieren dann auch durch die Membran hindurch in das Lösungsmittel, während die makromolekularen oder kolloiden Stoffe zurückbleiben. Die Dialysegeschwindigkeit ist abhängig von der Oberflächengröße der Membran im Verhältnis zu der dialysierenden Flüssigkeitsmenge und dem Konzentrationsunterschied der Stoffe auf beiden Seiten der Membran. Günstig ist, das Lösungsmittel kontinuierlich zu- und ablaufen zu lassen, damit kein Konzentrationsgleichgewicht der niedermolekularen Stoffe eintritt. Die Geschwindigkeit kann man durch Temperaturerhöhung und Anlegen einer elektrischen Spannung erhöhen, dabei spricht man von Elektrodialyse. Ein Sonderfall der D. ist die Diasolyse. Um Kolloide verschiedener Größen voneinander oder das Lösungsmittel vom gelösten Stoff zu trennen, wendet man die Ultrafiltration an.
Große Bedeutung hat die D. bei der Abtrennung von Hemicellulosen aus verbrauchter Tauchlauge der Viskosefaserbetriebe. In der Tauchlauge (18%ige Natronlauge) reichern sich die Hemicellulosen an, so daß ein Teil der Tauchlauge ständig erneuert werden muß. Mit Hilfe der D. wird die verbrauchte Tauchlauge in eine 8%ige, von Hemicellulosen freie Natronlauge und eine Hemicelluloselösung getrennt (Abb.). Nach Aufkonzentrierung kann die Natronlauge als Tauchlauge eingesetzt werden.
Dialyse. Abb.: Abtrennung von Hemicellulose in einer Dialysezelle.
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