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Lexikon der Chemie: Polonium

Polonium, Symbol Po, kurzlebiges, radioaktives chem. Element aus der VI. Hauptgruppe des Periodensystems, oder Sauerstoff-Schwefel-Gruppe, Metall; Z 84, Massenzahlen der bisher bekannten 34 Isotope 192 bis 218 (Halbwertszeiten zwischen 10-7 s und 103 a), Atommasse (stabilstes Isotop) 209, Wertigkeit II, IV, VI, D. des kubischen P. 9,196 g cm-3, F. 252 °C, Kp. 962 °C, Standardelektrodenpotential (PO/PO2+) +0,9 V.

Eigenschaften. Die Poloniumisotope 215 und 211 sind Glieder der natürlichen Uran-Actinium-Zerfallsreihe, die Isotope 218, 214 und 210 Glieder der natürlichen Uran-Radium-Zerfallsreihe, die Isotope 216 und 212 Glieder der natürlichen Thorium-Zerfallsreihe und das Isotop 231 Glied der künstlichen Neptunium-Zerfallsreihe. Das langlebigste Isotop 20894Po hat eine Halbwertszeit von 103 Jahren; das sehr viel besser zugängliche und deshalb üblicherweise benutzte Isotop 21804Po zerfällt mit einer Halbwertszeit von 138,4 Tagen unter α-Strahlung zu Blei. Die metallischen Eigenschaften sind im Vergleich zu Tellur deutlicher ausgeprägt. P. ist edler als Silber. In seinem chem. Verhalten lehnt sich P. sehr an die leichteren Homologe in der VI. Hauptgruppe an, auch Ähnlichkeiten zu Bismut sind erkennbar. Poloniumverbindungen enthalten das Element in den Oxidationszahlen -2, +2, +4 und +6.

Vorkommen und Gewinnung. P. ist Bestandteil der Uranpechblende (1000 t Pechblende enthalten 0,03 g P.) und reichert sich bei deren Aufarbeitung mit Bismut an, von dem es durch fraktionierte Fällung mit Schwefelwasserstoff abgetrennt werden kann. Aus so erhaltenen Poloniumsalzlösungen wird das Metall elektrolytisch abgeschieden. Heute gewinnt man 21804Po durch Bestrahlung von Bismut mit Neutronen im Kernreaktor: 20893Bi (n;γ) 21803Bi (-;β-) 21804Po.

Verwendung. P. wird als starke Strahlungs- und Ionisationsquelle vielfach eingesetzt, z. B. in der Strahlenchemie, der Radiobiologie und der Aktivierungsanalyse. Im Gemisch mit Beryllium dient es als Neutronenquelle.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


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