Lexikon der Mathematik: Abakus
Rechengerät, vermutlich babylonischen Ursprungs, das im europäischen Mittelalter weit verbreitet von Kaufleuten verwendet wurde und im ostasiatischen Raum heute weiterhin Anwendung findet. Auch in vielen anderen Kulturkreisen haben sich Handrechengeräte auf der Grundlage des Abakus bis in die Neuzeit erhalten.
Der früheste „Abakus“ war vermutlich eine Rechenoberfläche, auf die die Babylonier Sand streuten, um darauf Ziffern, deren Positionen numerische Werte darstellten, für Rechnungen einzugravieren. Der im deutschen gängige Begriff ist vermutlich von seiner griechischen Form „abakos“ abgeleitet, bzw. von einem semitischen Wort wie dem hebräischen „ibeq“ („Staub wischen“; bzw. als Substantiv „abaq“ „Staub“). In China spricht man von der „Perlen-Rechnung“, die erstmals in einer Kompilation des sechsten Jahrhunderts erwähnt ist. In einem Werk der Yuan-Dynastie von Liu Yin (1248–1293) finden sich Merkreime von Algorithmen für die vier Grundrechenarten.
Die in China gängigste 2 | 5 Form bestand aus sieben Perlen in einer Reihe, wobeizweifünfwertige Perlen durch einen horizontalen Querstab von den restlichen fünf Einheits-Perlen einer Reihe abgetrennt sind. Bei Ausgrabungen in der südchinesischen Provinz Fujian fanden Archäologen 1987 einen 1 | 5 Abakus als Grabbeigabe eines Ministers, der zwischen 1543 und 1610 lebte. In China und Japan erfreuen sich heute Schnelligkeitswettbewerbe zwischenSpezialistenundBenutzernvonTaschenrechnern großer Beliebtheit. Eine große Zahl von Vereinen und Privatleuten beschäftigt sich dort auch mit der Konstruktion neuer Formen dieses Rechengerätes und dem Entwurf schnellerer Algorithmen.
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