Lexikon der Neurowissenschaft: Acidose
Acidosew [von latein. acidus = sauer], Azidose, Eacidosis, eine Störung des Säure-Basehaushalts, bei welcher der pH-Wert des arteriellen Blutes unter 7,36 abfällt. Normalerweise kann diese Störung durch physiologische Gegenregulation ausgeglichen werden. Ist dies nicht der Fall, so entsteht eine manifeste Acidämie. Je nach Ursache der Störung unterscheidet man die metabolische (stoffwechselbedingt; siehe Zusatzinfo ) und die respiratorische Acidose (lungenfunktionsbedingt). Letztere ist durch einen primären Anstieg des arteriellen Kohlendioxidpartialdrucks (Hyperkapnie; pCO2 > 45 mm Hg) gekennzeichnet; der pH ist erniedrigt und Bicarbonat steigt bei intakter Nierenfunktion an. Ursache ist die CO2-Retention infolge einer alveolären Hypoventilation, wie sie bei zentraler Atemlähmung (z.B. aufgrund einer neurologischen Erkrankung), Beeinträchtigung der Atemmuskulatur (z.B. bei Myasthenia gravis, Rippenfraktur, Poliomyelitis) oder sonstigen Störung des Gasaustauschs (z.B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung) vorliegt. Charakteristische Symptome sind Cyanose, Dyspnoe, metabolische Encephalopathie (Stoffwechselkrankheiten im Gehirn) mit Muskelkrämpfen (Myoklonus), Kopfschmerzen, Apathie, Stupor und Koma. Als therapeutische Maßnahmen stehen die Behandlung der zugrundeliegenden Lungenfunktionsstörung und bei schwerem respiratorischem Versagen die künstliche Beatmung im Vordergrund.
Acidose
Bei der metabolischen Acidose handelt es sich um einen primären Abfall des Blut-pH-Wertes und der Bicarbonatkonzentration in der Extrazellulärflüssigkeit. Ursache sind u.a. Nierenschäden, diabetische Ketoacidose, Lactacidose, Intoxikationen mit z.B. Salicylaten, Ethylenglycol oder Methanol. Als weitere Ursachen können eine renale tubuläre Acidose oder infolge einer Diarrhoe, Ileostomie oder Kolostomie ein Basenverlust im Magen-Darm-Trakt vorliegen. Die Hauptsymptome sind meist schwer von der zugrundeliegenden Erkrankung zu differenzieren oder werden von dieser kaschiert. Eine leichte Acidose verläuft eher asymptomatisch oder geht mit unspezifischen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Mattigkeit einher. Die schwere metabolische Acidose (pH < 7,2; HCO3-< 10 mÄq/l) ist gekennzeichnet durch die sogenannte "große Atmung" oder Kußmaul-Atmung (Atmungsregulation). Schwere Acidosen können aufgrund der eingeschränkten Myokardfunktion und der erhöhten Sensitivität der peripheren Gefäße zu einem Kreislaufschock führen. Die Kompensation der metabolischen Acidose erfolgt in der Regel respiratorisch durch Hyperventilation, wobei die vermehrte CO2-Abgabe zu einem Abfall des arteriellen pCO2 und zur Normalisierung des pH-Wertes führt. Die metabolische Acidose wird, insbesondere wenn sie durch anorganische Säuren hervorgerufen wird, durch die Gabe von Natriumbicarbonat oder Tris-Puffer therapiert. Allerdings sollte die Behebung der Ursache – so z.B. bei diabetischer Ketoacidose oder einer Lactacidose – grundsätzlich im Vordergrund stehen.
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