Direkt zum Inhalt

Lexikon der Optik: Linienbreite

Linienbreite, die Breite des Linienprofils einer Spektrallinie. Das Profil ist gegeben durch die spektrale Zusammensetzung (die auf die Einheit des Frequenzintervalls bezogene Intensität I als Funktion der Frequenz ν) des bei dem betreffenden Übergang ausgesandten Lichtes.

Als Halbwertsbreite bezeichnet man die Differenz derjenigen beiden Frequenzen, an denen I(ν) auf die Hälfte seines Maximalwertes abgefallen ist. Die Strahlung eines von äußeren Störungen freien Atoms oder Moleküls weist bereits eine endliche L. auf, die natürliche L. genannt wird. Diese kommt dadurch zustande, daß der Ausstrahlungsvorgang wegen der endlichen mittleren Lebensdauer τ des angeregten Niveaus (Emission) ebenfalls von der Länge τ ist. Daher wird ein Wellenzug der Länge cτ (mit c als Lichtgeschwindigkeit) ausgesandt, dem nach der Frequenz-Zeit-Unschärfebeziehung eine Frequenzschärfe Δν≈1/τ zukommt. Die quantenmechanische Rechnung liefert ein Lorentzförmiges Linienprofil

mit

als Wert der natürlichen L. Dabei kennzeichnet die Mittenfrequenz ν0 das Linienzentrum, an dem I(ν) seinen Maximalwert I0 annimmt. Die tatsächlich zu beobachtenden L. sind jedoch normalerweise sehr viel größer als die natürliche. Verantwortlich hierfür sind unterschiedliche Mechanismen. Bei Gasen liegt stets eine Doppler-Verbreiterung vor. Sie hat ihre Ursache darin, daß sich die strahlenden Teilchen (Atome oder Moleküle) mit unterschiedlicher Geschwindigkeit bewegen. Aufgrund des Doppler-Effektes erscheinen daher einem Beobachter die Frequenzen der ausgesandten Wellenzüge um unterschiedliche Beträge verschoben. Die im thermischen Gleichgewicht vorliegende Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung der Teilchen hat so ein Gaußsches Linienprofil


zur Folge. Dessen Breite, die Doppler-Breite, ist damit gegeben durch

. Dabei bedeuten M die Masse eines Gasteilchens, k die Boltzmann-Konstante und λ0=c0 die zur Frequenz ν0 gehörige Wellenlänge. Die Doppler-Verbreiterung läßt sich dadurch weitgehend vermeiden, daß man mit einem Atomstrahl arbeitet und senkrecht zu ihm beobachtet (Molekularstrahlspektroskopie).

Eine weitere Linienverbreiterung wird durch Stöße der Teilchen untereinander oder mit Fremdatomen bzw. -molekülen hervorgerufen. Klassisch kann man sich die Wirkung der Stöße so vorstellen, daß der elementare Ausstrahlungsvorgang durch einen Stoß unterbrochen wird (der Wellenzug bricht ab, oder es erfolgt ein unkontrollierbarer Phasensprung). Die Folge davon ist eine Lorentzförmige Verbreiterung der Linie, die proportional zur Dichte der stoßenden Atome und damit auch zum Druck ist. Man spricht daher sowohl von Stoß- als auch von Druckverbreiterung. Wegen des langsamen Abklingens der Lorentz-Verteilung im Vergleich zur Gauß-Verteilung erzeugt sie die Flügel der Emissionslinie.

Allgemein unterscheidet man zwischen homogener und inhomogener Linienverbreiterung. Im letzteren Falle setzt sich die Gesamtheit der Teilchen aus Gruppen zusammen, von denen eine jede mit derselben L., aber bei einer unterschiedlichen Mittenfrequenz emittiert, während sich im ersteren Falle alle angeregten Teilchen gleich verhalten. Ein Musterbeispiel für inhomogene Linienverbreiterung ist die Doppler-Verbreiterung. Dagegen ist selbstverständlich die natürliche L. homogener Natur. Desgleichen ist die Druckverbreiterung als homogen aufzufassen. Starke homogene Linienverbreiterungen treten auch bei organischen Farbstoffen und Fremdatomen auf, die in Kristallgitter eingelagert sind.

Im Falle der Absorption zeigt sich eine inhomogene Linienverbreiterung darin, daß bei monochromatischer Einstrahlung nur die in Resonanz befindliche Teilgruppe mit dem Strahlungsfeld in Wechselwirkung tritt. Das gleiche trifft auf die induzierte Emission zu.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.