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Lexikon der Optik: Totalreflexion

Totalreflexion, die Erscheinung, daß beim Auftreffen einer Lichtwelle aus einem optisch dichteren Medium mit dem Brechungsindex n1 unter einem Einfallswinkel θ1≥arcsin(n2/n1) auf die Grenzfläche zu einem optisch weniger dichten Medium mit dem Brechungsindex n2 (n2<n1) keine gebrochene Welle auftritt, sondern das Licht vollständig reflektiert wird. Die Fresnelschen Formeln (Reflexion) liefern zwanglos die theoretische Beschreibung, wobei zu beachten ist, daß der Sinus des Brechungswinkels rein imaginär ist. Es zeigt sich, daß das elektromagnetische Feld als inhomogene Welle ein wenig in das zweite Medium eindringt. Die Flächen gleicher Amplitude sind dabei der Grenzfläche parallel. Die Flächen gleicher Phase stehen senkrecht zur Grenzfläche der beiden Medien. Die Amplitude selbst nimmt von der Grenzfläche in das optisch dünnere Medium hinein exponentiell ab. Übersteigt der Einfallswinkel den Grenzwinkel der T. θG=arcsin(n2/n1) auch nur um einen geringen Betrag, dann klingt die Amplitude in einer Tiefe von nur wenigen Wellenlängen bereits auf einen unmerklichen Bruchteil ab. Wird allerdings in diesen Bereich ein drittes Medium mit einem von n2 abweichenden Brechungsindex gebracht, dann wird die Erscheinung der T. empfindlich gestört, und es kann Strahlungsenergie in das dritte Medium eintreten und sich dort ausbreiten. Dieser Effekt wird bei optischen "Schaltern" ausgenützt und bildet die Grundlage für spektroskopische Anwendungen (ATR).

Der Energiestrom aus dem ersten in das zweite Medium ist bei ungestörter Ausbildung der T. im zeitlichen Mittel gleich Null. Es tritt jedoch im zweiten Medium, in unmittelbarer Nähe der Grenzfläche, ein Energiestrom auf, der in der Einfallsebene parallel zur Grenzfläche verläuft und zu einer geringfügigen Versetzung des reflektierten Bündels gegenüber dem einfallenden führt (Goos-Hänchen-Versetzung). Bei zirkular (allgemeiner elliptisch) polarisiertem Licht tritt zusätzlich zu dieser longitutinalen Versetzung eine transversale auf.

Bei der T. erfolgt ein Phasensprung, der von der Polarisation des Lichtes – parallel (p) oder senkrecht (s) zur Einfallsebene – abhängt. Strahlt man daher linear polarisiertes Licht ein, dessen Polarisationsrichtung um 45° gegen die Einfallsebene geneigt ist, so tritt eine Phasendifferenz zwischen der p- und der s-Komponente des reflektierten Lichtes auf, die für den durch die Beziehung sin2ψ1=2n2/(1+n2) mit n=n2/n1 definierten Einfallswinkel einen Maximalwert δm annimmt, der sich aus der Relation tan(δm/2)=(1-n2)/(2n) errechnet. Bereits A.J. Fresnel nutzte diesen Effekt zur Umwandlung von linear polarisiertem Licht in zirkular polarisiertes Licht mit Hilfe des Fresnelschen Parallelepipeds. Weitere Anwendung findet die T. bei Lichtleitern, dem Reflexionsprisma, der Spektroskopie nach dem Verfahren der ATR, zur Brechzahlbestimmung sowie zur Erzeugung linear polarisierten Lichtes in einem Polarisationsprisma.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


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