Metzler Lexikon Philosophie: Kognitionstheorie
der für die Kognitionswissenschaften zentrale computationale Ansatz ist von Symon und Newell so bestimmt worden, dass ein physikalisches symbolverarbeitendes System die hinreichenden und notwendigen Bedingungen für intelligentes Verhalten erfüllt. In der künstlichen Intelligenzforschung führt dieser Ansatz, dass allein aus formalen Operationen symbolischer interner Repräsentationen Handlungen resultieren sollen, zum sogenannten Rahmenproblem (frame problem). Intelligentes Verhalten künstlicher Systeme setzt nach dieser Konzeption die interne Repräsentation aller relevanten Merkmale für beliebige Weltzustände voraus. Kritiker wie H. Dreyfus argumentieren demgegenüber, dass ohne phänomenale Erfahrungen, die auf eine interagierende Verkörperung des Systems in der Welt angewiesen sind, den internen Repräsentationen keine Bedeutung zukommt. Eine wesentliche Motivation für den computationalen Ansatz in der K. kann diesbezüglich im Versuch der Beantwortung der Frage gesehen werden, wie intentionale Zustände, also Überzeugungen und Wünsche, Handlungen beeinflussen können. So vertritt etwa J. Fodor eine Sprache des Denkens (LOT), in der er davon ausgeht, dass (a) intentionale Zustände einen propositionalen Gehalt haben, der (b) durch mentale Repräsentationen bestimmt wird. Diese haben wie sprachliche Zeichen sowohl formale als auch semantische Eigenschaften und werden (c) allein aufgrund ihrer formalen Eigenschaften wie ein Computerprogramm physisch realisiert, wodurch sie kausal wirksam werden. Fodor vertritt somit ein drei Ebenen-Modell, das in der K. häufig in modifizierter Form angetroffen werden kann. Um ein computationales System wie das Gehirn zu verstehen, reicht es beispielsweise nach D. Marr nicht aus, lediglich die Reaktionsmuster individueller Neuronen zu betrachten. Vielmehr muss auf der Ebene der computationalen Theorie die Frage beantwortet werden, was das Ziel der Berechnung ist. Auf der nächsten Ebene wird das Repräsentationssystem und die für den In- und Output verantwortlichen Algorithmen spezifiziert. Erst auf der dritten Stufe geht es um die Frage, wie Letztere physisch realisiert werden. Dass intelligentes Verhalten auf diskreten Symbolverarbeitungsprozessen im Kopf beruhen soll, ist unter anderem von Vertretern des Konnektionismus kritisiert worden. Neben empirischen Gesichtspunkten wie Z.B., dass das Gehirn nicht wie ein Digitalcomputer arbeitet, wird darauf verwiesen, dass gerade auch im Hinblick auf die Arbeitsweise neuronaler Netzwerke keinesfalls davon ausgegangen werden muss, dass ein Netzwerk auf der algorithmischen Ebene diskrete Symbole verarbeitet. Symbole und Regeln als solche, die auf einer höheren Systemebene spezifiziert werden können, sind nach dieser Auffassung somit keinesfalls kausal wirksam.
Literatur:
- H. L. Dreyfus: Was Computer nicht können. Frankfurt 1985
- J. A. Fodor: Representations: Philosophical essays on the foundation of cognitive science. Cambridge 1981
- D. Marr: Vision. A Computational Investigation into the Human Representation and Processing of Visual Information. San Francisco 1982
- P. Smolensky: Computational Models of Mind. In: S. Guttenplan (Hg.): A Companion to the Philosophy of Mind. Massachusetts 52000. S. 175–184.
CT
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