Direkt zum Inhalt

Autismus-Spektrum-Störung: Ein Leben lang anders

Menschen mit Autismus werden oft über einen Kamm geschoren. Dabei kann sich die Störung in verschiedenen Lebensphasen ganz unterschiedlich manifestieren.
Mensch im Teddybärkostüm

Züge sind seine große Leidenschaft: Schon im Alter von zwei Jahren verbringt Lukas* die meiste Zeit damit, Waggons aneinanderzureihen und sie aus den verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten. Ruft jemand seinen Namen, reagiert er nicht; von Eltern oder Geschwistern nimmt er kaum Notiz. Wenn er überhaupt spricht, wiederholt er echoartig Sätze aus der Unterhaltung seiner Eltern. Blickkontakt sucht er keinen – er schaut anderen auch nicht ins Gesicht. Und anstatt auf Dinge zu zeigen, die ihn interessieren, nimmt er seine Mutter an die Hand und führt sie zu dem Objekt, als sei sie ein Greifwerkzeug.

Mit vier Jahren geht Lukas in den Kindergarten – und zeigt nach wie vor kein Interesse an Gleichaltrigen oder an gemeinsamen Spielen. Gießt ein anderes Kind ihm imaginären Tee in eine Bauklotztasse ein, reagiert er verwirrt. Stattdessen hält er Vorträge über Züge und Schienenverkehr in förmlicher und hochgestochener Sprache. Auch in der Schule bleibt er ein Außenseiter. Es fällt ihm schwer, mit seinen Klassenkammeraden still zu sitzen und einer Geschichte zuzuhören. Er liest lieber in seinen eigenen Büchern. Mal wirkt er ruhelos, fahrig und unkonzentriert, mal kann er mit einer Aufgabe nicht aufhören und reagiert wütend, wenn er aufgefordert wird, etwas Neues zu beginnen.

Als junger Erwachsener wohnt Lukas schließlich zurückgezogen und ohne Freunde bei seiner Mutter. Er bedauert sehr, keine Freundin zu haben, und sorgt sich, nie eine passende Frau zu finden. Er arbeitet in Teilzeit bei einer öffentlichen Verkehrsgesellschaft, wo er für die Planung des Schienenverkehrs zuständig ist. Seine Kollegen stöhnen, wenn er wieder zu einem Monolog über Züge ansetzt, können ihn inzwischen aber ohne Streit und Missstimmung unterbrechen. Zu Hause besitzt er eine unüberschaubare Sammlung von Modelleisenbahnen, die er in seiner Freizeit katalogisiert, auf und abbaut sowie filmt, um sie über einen Videokanal im Internet der Öffentlichkeit zu präsentieren ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

Spektrum - Die Woche – Wann klingt eine Sprache schön?

Klingt Italienisch wirklich schöner als Deutsch? Sprachen haben für viele Ohren einen unterschiedlichen Klang, dabei gibt es kein wissenschaftliches Maß dafür. Was bedingt also die Schönheit einer Sprache? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Rarer Fund aus frühkeltischer Zeit in Baden-Württemberg.

Spektrum - Die Woche – Generation Z wie Zuversicht

Die Shell Jugendstudie 2024 zeigt: Die Generation Z ist trotz Krisen wie Klimawandel und sozialer Ungleichheit politisch interessiert und engagiert. Auch der Friedensnobelpreis an die Nihon Hidankyo erinnert uns daran, wie wichtig es ist, für eine bessere Zukunft einzustehen.

  • Quellen

Betancur, C.: Etiological heterogeneity in autism spectrum disorders: more than 100 genetic and genomic disorders and still counting. In: Brain research 1380, S. 42-77, 2011

Charman, T., et al.: IQ in children with autism spectrum disorders: data from the Special Needs and Autism Project (SNAP). In: Psychological Medicine 41, S. 619-627, 2011

Di Martino,A. et al.: Aberrant striatal functiona connectivity in children with autism. In: Biological Psychiatry 69, S. 847–856, 2011

Eyler, L. T. et al.: A failure of left temporal cortex to specialize for language is an early emerging and fundamental property of autism. In: Brain: A journal of neurology 135, S. 949-960, 2012

Fan, J. et al.: The activation of attentional networks. In: NeuroImage 26, S. 471-479, 2005

Krach,S. et al.: Evidence From Pupillometry and fMRI Indicates Reduced Neural Response During Vicarious Social Pain but Not Physical Pain in Autism. In: Human Brain Mapping 36, S. 4730–4744, 2015

Lai, MC. et al.: Understanding autism in the light of sex/gender. In: Molecular Autism 6:24, 2015

Lugnegard, T. et al.: Personality disorders and autism spectrum disorders: what are the connections? In: Comprehensive Psychiatry, 53, S. 333-340, 2012

Sahin, M., Sur, M.: Genes, circuits, and precision therapies for autism and related neurodevelopmental disorders. In: Science 350(6263), 2015

Schulte-Rüther, M. et al.: Age-dependent changes in the neural substrates of empathy in autism spectrum disorder. In: Social cognitive and affective neuroscience 9, S. 1118-1126, 2014

Solomon, M. et al.: The neural substrates of cognitive control deficits in autism spectrum disorders. In: Neuropsychologia 47, S. 2515-2526, 2009

Werling DM, Geschwind DH.: Sex differences in autism spectrum disorders. In: Current Opinion in Neurology 26, S. 146–153, 2013

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.