Cochlea-Implantate: "Passives Musikhören bringt nichts"
Frau Hutter, Sie leiten das Forschungsprojekt "Musikgenuss trotz Taubheit". Wie ist das zu verstehen?
Wir wollen Erwachsenen, die im Lauf des Lebens ertaubt sind, Musik näherbringen. Nach dem operativen Einsetzen einer elektronischen Innenohrprothese – eines Cochlea-Implantats – müssen die Betroffenen das Hören erst wieder mühsam lernen. Für sie klingt Musik oft nicht mehr angenehm. Mit Hilfe der Therapie soll sich das ändern.
Wie hört sich Musik für einen Patienten mit Cochlea-Implantat an?
Es gibt vereinzelt Personen, für die alles so klingt wie früher. Das ist aber die Ausnahme. Die Mehrzahl nimmt Stimmen verzerrt, blechern und roboterhaft wahr, oft klingen sie wie durch ein langes Rohr gesprochen. Musik empfinden die meisten zunächst sogar als unangenehm. Sie hört sich schief an oder wie ein "Brei aus Tönen".
Woran liegt das?
Die Signale, die das Cochlea-Implantat ans Gehirn weitergibt, sind häufig lückenhaft und müssen von den Patienten sinnvoll ergänzt werden. Das ist anstrengend und erfordert hohe Konzentration. Die Patienten müssen daher lernen, die neuen unvollständigen Höreindrücke mit dem alten, im Gehirn gespeicherten Wissen zu verknüpfen. In unserem Projekt trainieren sie außerdem, Rhythmus, Tonhöhe und Klangfarbe von Instrumenten zu erkennen. Gleichzeitig möchten wir auch die Lebensqualität und das Sprachverstehen verbessern ...
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