Münchhausen-by-proxy-Syndrom : Der Mama zuliebe krank
Der erste Fachartikel über das Münchhausen-by-proxy-Syndrom beginnt mit einer scheinbar trivialen Aussage. »Ärzte verlassen sich beim Behandeln kleiner Kinder auf das, was die Eltern über deren Krankengeschichte berichten«, schreibt der britische Kinderarzt Roy Meadow 1977 einleitend in »The Lancet«. Doch der Satz weist auf ein bis heute ungelöstes Dilemma hin: dass Kinderärzte den Eltern vertrauen müssen – es manchmal aber nicht sollten.
Der Name der Erkrankung geht zurück auf die literarische Figur des Baron Münchhausen, der für seine fantastischen Lügengeschichten bekannt ist. In den 1950er Jahren wurde nach ihm zunächst das Münchhausen-Syndrom benannt: Die Betroffenen täuschen ohne ersichtlichen Grund eine Krankheit vor, unterziehen sich unnötigen Untersuchungen und Therapien. Dichten sie stellvertretend einer anderen, von ihnen abhängigen Person eine Krankheit an, lautet die Diagnose Münchhausen-by-proxy. Manchmal ist das Opfer ein pflegebedürftiger Erwachsener, aber fast immer handelt es sich um ein Kind. …
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