Interview: Der Stoff, aus dem das Vergessen ist
Frau Professor Mansuy, wäre es nicht fantastisch, wenn wir gar nichts vergessen würden? Wir müssten einmal Gelerntes nie mehr auffrischen!
Die Vorstellung klingt erst einmal verlockend. Aber in Wahrheit wäre es ein Fluch. Viele Dinge sind ja unwichtig, zum Beispiel was wir vor einer Woche gefrühstückt haben. Was wir im Gedächtnis behalten, sollte einen Sinn ergeben. Der russische Psychologe Alexander Luria beschrieb in den 1970er Jahren einen Mann, der sich an jeden Tag seines Lebens erinnern konnte, auch an sämtliche Kindheitserlebnisse, die oft mit starken Emotionen verknüpft waren. Doch er empfand sein immenses Gedächtnis als sehr belastend. Seine Erinnerungen überschwemmten ihn geradezu, er konnte sie weder ordnen noch kontrollieren. Wenn wir vergessen, blenden wir Nebensächliches aus und lassen Unangenehmes hinter uns. Vergessen ist also genauso wichtig wie Erinnern ...
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