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Bonnet-Syndrom: Entfesselte Visionen

Nicht alle Halluzinationen sind Anzeichen einer psychischen Störung. Vor allem Menschen mit nachlassender Sehkraft spielt das Gehirn oft Streiche - bekannt als "Bonnet-Syndrom". Die Betroffenen erliegen äußerst lebendigen Trugbildern, die aus unkontrollierter neuronaler Aktivität herrühren.
Ungebetene Gäste
Die 73-Jährige Jane D., die sich im Austin Hospital im australischen Melbourne vorstellte, war verängstigt: Sie sah Dinge, die es nicht gab. Es begann mit großen Ameisen, die in ihrer Küche über Fußboden, Wände und Fenster liefen. Die Tiere ließen sich auch durch groß­flächig versprühtes Insektenspray nicht vertreiben. Als ihr Nachbar zu Hilfe eilen wollte, konnte er keine Tiere entdecken – Jane hatte offenbar Halluzinationen. Da sie Angst hatte, verrückt zu werden, ging sie ins Krankenhaus. Dort kamen weitere, lebhafte Escheinungen hinzu: fliegende Seepferdchen, Spinnweben, sogar ein römischer Streitwagen fuhr vorbei. Mal verwandelten sich die Beine von Menschen in dicke Baumstämme, mal ihre Arme in grüne Zweige. Auf dem Boden waren Wasserlachen, die sich nicht aufwischen ließen. Zuweilen standen ein Mann und eine Ziege vor Jane, beide in graue Mäntel und Hüte gekleidet.
Der Neurologe Chris Plummer, der 2007 von diesem Fall berichtete, konnte die Dame jedoch beruhigen: Sie verliere keineswegs ihren Verstand. Stattdessen leide sie am "Charles-Bonnet-Syndrom", an optischen Halluzinationen trotz psychischer Gesundheit. Vor allem ältere Menschen mit Sehstörungen sind davon betroffen ...

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  • Quellen
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