Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

DNA: Epigenetik - Vererbung der anderen Art

Schädliche Chemikalien, Stress und andere Einflüsse können auf Dauer festlegen, welche Gene aktiv sind, und zwar ohne dass sich die Buchstabenabfolge der DNA verändert. Nicht nur das: Offenbar bleiben einige dieser "epigenetischen" Veränderungen sogar in nachfolgenden Generationen erhalten und verursachen auch bei ihnen Krankheiten.
DNA-Molekül

Vor rund drei Jahrzehnten kamen meine Kinder zur Welt. Zur Frage, was sie von mir geerbt haben, wusste ich damals nicht viel mehr zu sagen, als dass etwa die Hälfte ihrer DNA von mir stammt. Die Abfolge der Bausteine in diesen Riesenmolekülen galt zu jener Zeit als der einzige Weg bei Menschen und anderen Säugetieren, über den Eltern Erbinformationen an ihre Kinder weitergeben.

Heute ist jedoch klar: Unser biologisches Vermächtnis geht weit über die Abfolge der Buchstaben A, C, G und T in der DNA hinaus. Nicht nur unsere Kinder, sondern auch unsere Enkel und Urenkel erben von uns so genannte epigenetische Informationen. Diese befinden sich wie die DNA in den Chromosomen im Kern der Zelle und regulieren deren Funktionen. Sie haben aber nicht direkt mit der DNA-Sequenz zu tun und reagieren im Unterschied zu dieser stark auf Umwelteinflüsse. Konkret handelt es sich dabei beispielsweise um chemische Anhängsel, mit der die Zelle die DNA-Moleküle und die Proteine in den Chromosomen versieht.

Laut Untersuchungen an Mäusen und Ratten in meinem Labor und in anderen Forschungseinrichtungen können bestimmte Substanzen wie Agrochemikalien, Kerosin und sogar einige allgemein gebräuchliche Kunststoffe das Erbgut epigenetisch verändern. Mögliche Folgen sind Krankheiten und Fruchtbarkeitsstörungen, ohne dass die eigentliche DNA-Sequenz der Tiere angetastet wird. Noch überraschender war jedoch folgende Beobachtung: Wenn derartige Epimutationen in Eizellen und Spermien auftreten, können sie dort anscheinend fest eingebaut und so auf spätere Generationen übertragen werden – zusammen mit allen damit einhergehenden Gesundheitsrisiken. ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist Dossier - 2/2025 - Guter Schlaf, schlechter Schlaf

Gehirn&Geist – Guter Schlaf, schlechter Schlaf

Das Gehirn&Geist Dossier 2/2025 widmet sich dem Thema Schlaf und geht den Fragen nach, welche Unterschiede es im Schlafverhalten gibt und warum manche Menschen einen guten Schlaf haben und andere ihren Schlaf als schlecht wahrnehmen. Erfahren Sie, wie sich der Schlaf im Laufe des Lebens ändert, welches Potenzial Schlafforscher in Träumen gefunden haben und was gestörte Nachtruhen für Ursachen haben können.

Spektrum - Die Woche - 11/2025 - Spermakrise: Mysteriöser Samenschwund

Spektrum - Die Woche – Spermakrise: Mysteriöser Samenschwund

Könnte die Menschheit aussterben, weil Männer immer weniger funktionstüchtige Samenzellen haben? Unsere Titelgeschichte »Mysteriöser Samenschwund« informiert über die »Spermakrise«. Zahlreiche Studien deuten auf einen Rückgang der Spermienzahlen hin. Wie ernst ist die Lage wirklich?

Gehirn&Geist - 3/2025 - Kognition - Wie das Denken erwachte

Gehirn&Geist – Kognition - Wie das Denken erwachte

Können völlig verschiedene Gehirne eine ähnliche Kognition erzeugen? Der Biopsychologe Onur Güntürkün erforscht, wie komplexes Denken im Lauf der Evolution entstanden ist und spricht im Interview über Fehlannahmen in der Entwicklung der Kognition bei Menschen und Tieren. Daneben berichten wir über das Problem, wenn gesunde Ernährung zwanghaft wird. Lesen Sie, wie diese so genannte Orthorexie entsteht und was hilft, ihr vorzubeugen. »Wege aus der Einsamkeit« zeigt, welche Maßnahmen dabei helfen können, sich weniger einsam zu fühlen; dabei setzt die effektivste Strategie an den eigenen Gedanken an. Im Artikel zum Thema Körperbild geht es um, die nicht selten auftretende Fehlwahrnehmung des eigenen Körpers, wann ein verzerrtes Körperbild schadet und wie es korrigiert werden kann. Die gesellschaftlichen Folgen von Glücksspielsucht sind erheblich, gleichzeitig nimmt der deutsche Staat mit Glücksspiel Milliarden ein. Im Interview erklärt der Psychologe Tobias Hayer, warum die Politik endlich eingreifen sollte.

Gehirn&Geist – Guter Schlaf, schlechter Schlaf

Das Gehirn&Geist Dossier 2/2025 widmet sich dem Thema Schlaf und geht den Fragen nach, welche Unterschiede es im Schlafverhalten gibt und warum manche Menschen einen guten Schlaf haben und andere ihren Schlaf als schlecht wahrnehmen. Erfahren Sie, wie sich der Schlaf im Laufe des Lebens ändert, welches Potenzial Schlafforscher in Träumen gefunden haben und was gestörte Nachtruhen für Ursachen haben können.

  • Quellen

Barlow, D. P., Bartolomei, M. S.:Genomic Imprinting in Mammals. In: Cold Spring Harbor Perspectives in Biology 6, a018382, 2014

Daxinger, L., Whitelaw, E.:Understanding Transgenerational Epigenetic Inheritance via the Gametes in Mammals. In: Nature Reviews Genetics 13, S. 153 - 162, 2012

Skinner, M. K. et al.: Epigenetic Transgenerational Actions of Environmental Factors in Disease Etiology. In: Trends in Endocrinology and Metabolism 21, S. 214 - 222, 2010

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.