Erlebnispädagogik: "In jedem von uns steckt mehr, als wir wissen"
Herr Professor Michl, der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau gilt als ein Vordenker der Erlebnispädagogik. Von ihm stammt der Satz "Nicht wer am ältesten wird, hat am längsten gelebt, sondern wer am intensivsten erlebt hat". Stimmen Sie zu?
Das ist mir zu plakativ. Wenn wir eine Höhlentour machen, sagen Sie danach vielleicht: Nie wieder! Jemand anderes hingegen: Das war spannend, mehr davon! Jeder erlebt so etwas auf seine Weise. Ich will auch gar nicht darüber richten, wer intensiv lebt und wer nicht. Übrigens hat Rousseau selbst keineswegs seiner Theorie gemäß gelebt. Er schrieb über das einfache Leben in der Natur, trieb sich aber ständig an Fürstenhöfen herum. Gleichwohl enthält sein Satz etwas Wahres: Wir sollten immer mal Neues wagen und aus dem Alltagstrott ausbrechen.
Rousseau forderte auch, der Mensch solle sich mit Gefahren vertraut machen. Nur so könne er lernen, seine Furcht zu besiegen.
Das ist richtig. Ich gehe oft mit Studierenden in die Wildnis. Natürlich muss da niemand um Leib und Leben fürchten, aber die Teilnehmer sollen ihre persönlichen Grenzen kennen lernen. Sie sollen sie akzeptieren oder auch überschreiten – im geschützten Rahmen. Viele sind überrascht, was alles möglich ist. Ich glaube, in jedem von uns steckt mehr, als wir wissen. Beim Klettern, Kanufahren oder Trekking lässt sich das sehr gut erfahren.
Muss man Berggipfel erklimmen, um seinen Alltag besser zu bewältigen?
Nein. Dennoch erwerben wir in der Natur ein Wissen, das uns im Alltagsleben nützlich sein kann ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben