Selbsterfahrung: Bis nichts mehr geht
Zehn Minuten vor dem Start setze ich mich ins Gras und staune über meine plötzliche Zuversicht. Sie scheint mir so unberechtigt, und ich weiß nicht, woher sie auf einmal kommt. Ich frage mich nun erstmals, ob das Unmögliche nicht vielleicht doch zu schaffen wäre.
Seit Wochen bereite ich mich innerlich auf den Mammutmarsch vor, der jetzt gleich beginnt. Abends bin ich oft kilometerlang durch den Wald gestreift, um auf Trab zu kommen. Immer war da die Frage im Kopf, mit welchen Tricks man sich für eine Sache motivieren kann, von der man eigentlich weiß, dass sie nicht zu schaffen ist. Jedenfalls wenn man realistisch bleibt. Doch was heißt das überhaupt: realistisch? Schließlich wurde mir klar, dass ich keine Antwort auf diese Frage finde, wenn ich die Grenzen meiner Möglichkeiten nicht austeste.
Noch einmal überfliege ich die Ausdrucke, die mir die Organisatoren des Mammutmarsches überreicht haben: ein Blatt mit Telefonnummern, falls man sich verirrt. Ein weiteres Blatt, auf dem steht, wo man aus der Tour aussteigen kann, um mit Bus oder S-Bahn zurück nach Berlin zu fahren. Und dann mehr als ein Dutzend Blätter mit dem genauen Streckenverlauf: 100 Kilometer geht es im Zickzack vom Treptower Park, wo ich im Gras sitze, bis fast nach Seelow nahe der Oder.
Vielleicht ist die Herausforderung nur eine Kopfsache. Das glaube ich zwar nicht wirklich. Aber seit mein Kumpel Lennart diese These formuliert hat, kreist sie in meinem Hirn. Möglicherweise kann man sie sogar nutzen, um sich für den Marsch zu motivieren: Die Frage, wie weit ich laufen kann, soll mich heute vorwärtstreiben ...
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