Geistesblitze: In Gruppen gut beraten
Eine Studie von Nicholas Epley und Nadav Klein von der University of Chicago deutet darauf hin, dass Flunkereien eher in Gruppen auffliegen – zumindest, wenn die Mitglieder sich vorher darüber beraten dürfen. Die Forscher teilten mehrere hundert Versuchspersonen in Dreiergruppen auf und präsentierten den Trios zehn Videoclips. Die Filme zeigten Personen, die entweder die Wahrheit sagten oder versuchten, ihren Zuhörern einen Bären aufzubinden. Anschließend sollten die Teilnehmer die Glaubhaftigkeit der Reden einschätzen. Während manche Gruppen Zeit hatten zu diskutieren, mussten die anderen vom Fleck weg entscheiden. Dabei zeigte sich, dass die sich beratenden Teams im Vorteil waren: In 62 Prozent der Fälle lagen sie mit ihrer Vermutung richtig, während die Trefferquote von Einzelpersonen 54 Prozent nie überstieg.
Die "Weisheit der Masse" erkläre diesen Effekt nicht, so die Forscher. Denn auch der Durchschnitt der Einzelschätzungen in Gruppen, die sich nicht besprechen durften, steigerte die Chance, Lügen aufzuspüren, nicht. Hier wirken demnach andere Mechanismen, die die Wissenschaftler nun weiter untersuchen wollen.
Auf Grundlage dieser Ergebnisse empfiehlt Epley, Gruppendiskussionen zur Pflicht zu machen, wenn über Wahrheit oder Lüge entschieden werden muss, zum Beispiel in Geschworenenjurys.
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 112, S. 7460–7465, 2015
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