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Interview: Lindauer Nobelpreisträgertagung: "Eine gute Zeit, um Wissenschaftler zu sein"

Wesentliche Beiträge zur Telomerforschung hat die amerikanische Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn geleistet. Wir sprachen mit ihr auf der diesjährigen Nobelpreisträgertagung in Lindau.
Nobel Laureate Elizabeth Blackburn in Lindau 2014

Spektrum der Wissenschaft: Professor Blackburn, Menschen mit langen Telomeren scheinen länger zu leben, aber auch seltener Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten zu bekommen. Andererseits wissen wir, dass ein Zuviel des Enzyms Telomerase, das verkürzte Telomere wieder repariert, ebenfalls zu Krebs führen kann. Ist das nicht ein Widerspruch?

Prof. Dr. Elizabeth Blackburn: Es kommt auf die Unversehrtheit der Telomere an. Um die zu erhalten, ist die Telomerase notwendig. Darüber hinaus gibt es aber noch viele weitere Faktoren, die Einfluss auf die Telomerlänge haben. An den Chromosomenenden heften zum Beispiel Proteine, die vor Schäden schützen sollen. Gelegentlich halten die auch die Telomerase zu sehr auf Abstand. Wir haben es mit sehr vielen verschiedenen Einflüssen zu tun, die auf die Telomere einwirken. So ist das immer in biologischen Systemen. Es passieren gleichzeitig zahlreiche Dinge, aber wir können immer nur einen einzigen Prozess davon beobachten.

Spektrum: Welche zerstörerischen Kräfte wirken auf die Chromosomenenden ein?

Blackburn: Das versuchen wir mit zwei Vorgehensweisen herauszufinden. Zum einen schauen wir uns die Telomere von vielen Menschen an und befragen diese nach ihrem Lebensstil. So versuchen wir, den Organismus in seiner Gesamtheit zu erfassen, statt einzelne Moleküle zu analysieren. Zum anderen untersuchen wir in individuellen Zellen, welche molekularen Mechanismen die Länge der Telomere kontrollieren. Ich bin überzeugt davon, dass dieser zweigleisige Ansatz richtig ist, da beide Forschungsbereiche sich gegenseitig ergänzen. ...

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