BIOLOGIE: Mäuse mögen Gedränge
Von zahlreichen Artgenossen umgeben zu sein, setzt die meisten Säugetiere unter Stress. Auf Präriewühlmäuse (Microtus ochrogaster), scheint das nicht unbedingt zuzutreffen, wie Dimitri Blondel von der University of Florida (USA) und seine Kollegen berichten. Die Forscher untersuchten, wie bei den Tieren die Ausschüttung von Kortikosteron, einem Stresshormon, von äußeren Bedingungen abhängt. Demnach sind die Nager bei höheren Populationsdichten innerhalb des natürlich vorkommenden Spektrums entspannter als bei niedrigen. Ihr ausgeprägtes Sozialverhalten war kürzlich auch Thema einer "Science"-Studie: Gestresste Tiere werden rasch von Artgenossen beruhigt, die ihnen ausgiebig das Fell pflegen.
Kortikosteron aktiviert den Stoffwechsel und stellt so Energie für Flucht oder Kampf bereit. Blondel und sein Team hielten die Tiere mehrere Wochen lang in eingezäunten Arealen, wobei die Populationsdichte entweder 80 oder 240 Tiere pro Hektar betrug. Per Halsbandsender verfolgten die Forscher, wie sich die Nager bewegten, und bestimmten von Zeit zu Zeit den Gehalt an Kortikosteron-Abbauprodukten im Kot der Mäuse. Bei der höheren Populationsdichte schütteten die Tiere rund 20 Prozent weniger von dem Hormon aus, obwohl sie doppelt so oft aufeinandertrafen.
Dass die Wühler gern in Gesellschaft sind, könnte ihren Fortpflanzungserfolg und somit ihre evolutionäre Fitness erhöhen. Möglicherweise ist dann für das einzelne Tier die Gefahr geringer, von Fressfeinden erbeutet zu werden. Zudem haben es die monogamen Nager in dünn besiedelten Gebieten schwerer, einen Partner zu finden.
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