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Paludikultur: Nasse Landwirtschaft

Seit Jahrhunderten werden Moore trockengelegt, um sie urbar zu machen. Dadurch entweicht Kohlenstoffdioxid, und das heizt un­seren Planeten weiter auf. Deshalb sollen die Flächen wiedervernässt werden. Doch wie lassen sie sich dann wirtschaftlich nutzen?
Das Anklamer Torfmoor entstand nach einer Sturmflut.

Das Schild am Straßenrand im westniederländischen Dorf Ankeveen kündigt ein »Experiment mit nasser Landwirtschaft« an. Früher grasten hier Biokühe auf der Weide. Heute grenzen mit Planen abgedeckte Sand­deiche fünf Becken voneinander ab, in denen Schilf und Rohrkolben im Wasser stehen. Wacklige Holzbretter führen über die sumpfige Wiese um die Becken herum, Solarzellen pumpen Wasser aus dem nahegelegenen Kanal. Tim Pelsma von der niederländischen Wasserbehörde Waternet betraut seit 2019 das kleine Testgelände. »Diesen Winter haben wir unsere ersten Erträge für den Rohrkolben erzielt«, sagt der Ökologe stolz, während er mit Gummistiefeln durch das knöcheltiefe Wasser watet.

Ähnliche Experimente führen Forscherinnen und Forscher an vielen Stellen der Welt durch, wo früher Moor­gebiete für die Landwirtschaft trockengelegt wurden. Denn entwässerte Moore spielen eine zentrale Rolle für den Klimawandel. Moorböden machen gerade einmal drei Prozent der Erdoberfläche aus, speichern jedoch mit rund 500 Gigatonnen etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde.

»Des Ersten Tod, des Zweiten Not und des Dritten Brot«, lautet eine Redensart über das Moor …

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  • Quellen

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