Leib-Seele-Problem: "Wir sind biologische Apparate"
Wie oft muss er das schon gehört haben: Professor Searle, was ist Bewusstsein? Wie hängen Körper und Geist zusammen? Wo liegen die Grenzen des menschlichen Denkens? Der alte Mann im bunt gemusterten Freizeithemd gibt sich nicht sonderlich viel Mühe, seine Langeweile zu verbergen. Während ich ihn befrage, rutscht er auf seinem Stuhl herum, sieht bisweilen zur Decke oder lächelt mich an wie einen Jungen, der nicht viel versteht – aber er tut das auf sympathische, verschmitzte Art.
Ich bin zu Besuch bei dem Philosophen John Searle (sprich: "Sörl") an der Berkeley University. In seinem kleinen Büro stapeln sich Bücher und Manuskripte. Neben uns sortiert eine junge Frau, Searles Assistentin, munter Papiere. Als ich ihn frage, ob er Zeit habe, erwidert er: "Zeit? Junger Mann, in meinem Alter hat man keine Zeit." Was macht Sie glücklich? Sein Blick signalisiert auf einmal Interesse. "Glücklich? Eine Dummheit erkannt zu haben. Wenn man sie schon nicht aus der Welt schaffen kann."
Die Natur des menschlichen Bewusstseins ist Searles Lebensthema. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang, seit er 1959 – im Alter von 27 Jahren – zum Professor in Berkeley berufen wurde, hat er darüber philosophiert, Gedankenexperimente ersonnen und Debatten angestoßen. Und alles, was ihn glücklich macht, war, eine Dummheit erkannt zu haben? Zwei Dinge erstaunen mich daran: erstens, dass dieses Glück nicht auf etwas positiv Gegebenem beruhte, sondern auf Widerlegung, Verneinung. Und zweitens, dass hier Wissen und Sein auseinanderklafften: Eine Dummheit zu durchschauen, bedeutet noch nicht, dass sie aus der Welt ist ...
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