Grundlagenforschung: Raupen statt Mäuse
Medizinische Forschung wäre ohne Tierversuche undenkbar. Ob therapeutische Eingriffe sicher und wirksam sind, müssen Fachleute erst an Tiermodellen klären, bevor sie sie am Menschen anwenden. Kleinsäuger wie Ratten und Mäuse spielen dabei eine bedeutende Rolle: Der Großteil der vorklinischen Forschung arbeitet mit diesen Tieren. Doch dagegen gibt es ethische Einwände, weil Kleinsäuger zu den komplexen Wirbeltieren zählen, uns evolutionär relativ nah stehen und eine artgerechte Haltung bei ihnen schwer umzusetzen ist. Diese Bedenken schlagen sich in der Förderpraxis von wissenschaftlichen Projekten sowie in der Gesetzgebung nieder. Demnach sollen in vorklinischen Experimenten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die Zahl der Versuchstiere zu reduzieren und Alternativen zu Wirbeltieren zu finden.
Zu den möglichen Ausweichlösungen gehören Insekten. Mein Team und ich zusammen mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern haben kürzlich gezeigt: Die Raupen des amerikanischen Tabakschwärmers (Manduca sexta) stellen ein geeignetes Tiermodell dar, um Mechanismen entzündlicher Darmkrankheiten zu erforschen. Laut unseren Ergebnissen ist es möglich, krankhafte Veränderungen im Verdauungstrakt der Insekten mit bildgebenden Verfahren zu erkennen und zu untersuchen – ganz ähnlich den Diagnoseverfahren, die am Menschen eingesetzt werden. Verglichen mit traditionellen Labortieren wie Ratten oder Mäusen bietet Manduca sexta mehrere Vorteile: Versuche mit dieser Insektenart sind ethisch weniger umstritten, schneller und kostengünstiger …
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