Standpunkt: Riskante Schlagzeilen
Das Foto ging um die Welt: Es zeigte einen jungen Mann, der lässig vor dem Panorama der Golden Gate Bridge posiert. Ein typischer Urlaubsschnappschuss. Darauf zu sehen war der Kopilot der Germanwings-Maschine, der im März 2015 in den französischen Alpen 149 Menschen sowie sich selbst tötete.
Verschiedenste Medien haben das Foto veröffentlicht. Die meisten begründeten dies mit dem großen öffentlichen Interesse. Doch welche Erkenntnis gewinnt man durch eine solche Aufnahme? Etwa die banale Tatsache, dass der Kopilot – wie immer wieder zu lesen war – "ganz normal" aussehe? Selbst renommierte Medien wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" scheuten sich nicht, das Bild zu drucken. Dahinter steckt letztlich der Wunsch, die Motive des Täters zu erklären: Was ist das für ein Mensch, der so etwas tut?
Auf der Suche nach einer Antwort spielen psychiatrische Begriffe eine immer größere Rolle. Jemand, der sich selbst und 149 Menschen tötet, könne doch "nicht ganz richtig im Kopf" sein, so der Tenor, egal ob Stammtisch oder prominent besetzte Talkshow ...
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