Suchtprävention: Das Island-Experiment
Die Uhr zeigt kurz vor drei; der Schulunterricht ist längst aus an diesem sonnigen Freitagnachmittag. Doch der Laugardalur-Park nahe dem Stadtzentrum von Reykjavik erscheint menschenleer. Nur hin und wieder sieht man einen Erwachsenen mit einem Buggy. Dabei liegt der Park inmitten von Wohnblocks und Mehrfamilienhäusern. Wo sind all die Kinder?
Auf meinem Spaziergang begleiten mich der Psychologe Gudberg Jónsson von der Universität Island sowie der amerikanische Psychologieprofessor Harvey Milkman, der einen Teil des Jahres ebenfalls in der isländischen Hauptstadt lehrt. Vor 20 Jahren gehörten die isländischen Teenager zu den trinkfreudigsten in ganz Europa, erzählt Jónsson, und Milkman fügt hinzu: "Da konnten Sie freitags abends nicht zu Fuß durch Reykjaviks Innenstadt gehen. Ganze Horden von Jugendlichen betranken sich auf offener Straße!"
Heute weist die europäische Statistik die isländischen Teenager als diejenigen mit dem vorbildlichsten Lebenswandel aus. Der Anteil der 15- und 16-Jährigen, die im letzten Monat betrunken waren, fiel von 1988 bis 2016 von 42 auf fünf Prozent. Statt vormals 17 Prozent haben heute nur noch sieben Prozent von ihnen jemals Cannabis probiert, und lediglich drei Prozent rauchen täglich Zigaretten ...
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