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Editorial: Was wirkt denn da?

Dr. Carsten Könneker

Die Titelgeschichte in "Gehirn&Geist" 10/2017 warf die Frage auf, warum so viele Menschen auf Homöopathie schwören, obwohl die berühmten weißen Zuckerkügelchen statistisch betrachtet nach mehrfacher Verdünnung gar keinen Wirkstoff mehr enthalten. Unsere Autoren erörterten damals sieben psychologische Fallstricke in der Argumentation pro Homöopathie – ein Artikel, der uns viel Lob, aber auch reichlich Tadel einbrachte. So schrieb uns ein Arzt mit einem guten Schuss Ironie, wir hätten einen "amüsant zu lesenden" Artikel über allgemeine Wissenschaftsprobleme publiziert. Er hoffe nur, dass die Autoren "nicht wieder zur Homöopathie rekonvertieren, da sich die Argumente eins zu eins auch auf die pharmakologische Medizin anwenden ließen und wir dann auch mit Pharmazie aufhören müssten". Eine Leserin mit eigener Praxis für alternative Medizin urteilte wiederum, es sei zu kurz gedacht, die positive Wirkung homöopathischer Therapien allein auf den Placeboeffekt zurückzuführen. Womit wir beim Thema der aktuellen Ausgabe sind: Der Schein heilt – nachweislich. Gut untersucht ist das verblüffende Phänomen zum Beispiel bei Schmerzpatienten. Aber auch zum Behandeln von Depression oder neurologischen Erkrankungen wie Parkinson helfen Scheintherapien, wie unser Autor Christian Wolf feststellte, als er die Studienlage für seinen Artikel sichtete (ab S. 12). Inzwischen können Forscher sogar direkt im Gehirn nachvollziehen, wie Präparate ohne Wirkstoff, ja wie bereits die bloße Zuwendung von Ärztin oder Arzt Botenstoffe im Nervensystem beeinflussen – mit der Folge, dass sich die Betroffenen besser fühlen und ihre Symptome nachlassen.

In unserer Serie "Frau und Mann" geht es diesmal um die Frage, warum Er in mancherlei Hinsicht anders leidet als Sie. Denn obwohl die Geschlechter unterm Strich in etwa gleich häufig psychisch erkranken, tun sie dies beispielsweise bei Angststörungen, Depression und Alkoholsucht verschieden oft. Theodor Schaarschmidt hat recherchiert, was Wissenschaftler inzwischen über die Ursachen dieser Unterschiede wissen. Dabei zeigt sich: Auch hier reduziert sich das Geschehen nicht etwa auf Geschlechtshormone und Neurotransmitter. Nicht zuletzt prägen soziale Rollenbilder, wie und woran wir erkranken.

Eine anregende Lektüre wünscht

Ihr

Carsten Könneker

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