Paläoanthropologie: Wer war Homo naledi?
Im neuen Tresorraum der University of the Witwatersrand in Johannesburg quellen die Vitrinen über. Hier lagern die Fossilien unserer frühen Verwandtschaft, die in den letzten 92 Jahren in Höhlen rund 40 Kilometer nordwestlich der Stadt entdeckt wurden, einem Gebiet, das auch unter dem Namen "Wiege der Menschheit" bekannt ist. Galt die Sammlung schon vorher als eine der umfangreichsten ihrer Art, so hat sich die Zahl der Fossilien gerade nochmals verdoppelt: dank mehr als 1500 Knochenfragmenten eines bislang unbekannten Homininen, die Forscher 2013 und 2014 aus einer Kammer des Rising-Star-Höhlensystems bargen. Laut dem Paläoanthropologen Lee Berger, dem Leiter der Ausgrabung, und seinen Kollegen handelt es sich um eine neue frühe Menschenspezies. Diese tauften sie Homo naledi – nach dem Wort für Stern in der Bantusprache Sotho.
Ende 2015 führte Berger mir und rund einem Dutzend anderen Journalisten den neuen Schatz vor. Viele der Stücke sind auf Tischen in sechs offenen, mit Schaumstoff ausgekleideten ehemaligen Gewehrkoffern arrangiert. Weitere H.-naledi-Fossilien lagern in den Schränken in zahlreichen durchsichtigen Plastikbehältern mit Beschriftungen wie: "Schädelfragmente", "Becken" oder "Speiche". Koffer 2 enthält die "Kronjuwelen", nämlich die Teile, anhand derer die Forscher die neue Spezies beschrieben haben. Vorsichtig nimmt der Paläoanthropologe einen Ober- und einen Unterkiefer heraus und führt gekonnt vor, wie beide zueinander passen ...
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