Sekten: Die Opfer der Seelenfänger
Guyana im November 1978. Eine hermetisch abgeriegelte Siedlung mitten im Urwald. Susans (alle Namen geändert) toter Körper liegt auf der Erde. Neben ihr ein Pappbecher, noch benetzt mit Tropfen eines Gifttranks aus Valium und Zyankali. Um sie herum die Leichen von mindestens 900 Menschen, 276 von ihnen Kinder. Massenselbstmord, weil ihr religiöser Führer Jim Jones es so wollte und über Lautsprecher befahl. Dieselben Lautsprecher, über die er monatelang seine Ideologie propagierte. Seinen Schäfchen Angst machte mit Lügen über die böse Welt außerhalb der Siedlung. Jim Jones machte Pausen, seine Lautsprecher taten es nie. Wenn er schwieg, kamen die Botschaften mantraartig vom Band, rannen in die eingeschüchterten Gehirne seiner Anhänger vom "Peoples Temple". So wie später das Gift aus den Bechern in ihre Kehlen.
März 1997, Kalifornien. Eine hübsche Villa nahe San Diego. 39 Tote liegen, mit roten Tüchern zugedeckt, ordentlich in Etagenbetten. Bereitwillig, auf Geheiß ihres Führers Marshall Applewhite, aus dem Leben geschieden. Weil der Komet Hale-Bopp der Erde nahe war – und in seinem Windschatten ein außerirdisches Raumschiff. Gekommen, um die Seelen der "Heaven’s Gate"-Mitglieder vor der irdischen Apokalypse zu retten.
November 2015, eine Stadt in Nordrhein-Westfalen. Layla packt ein paar Sachen zusammen, um Deutschland für immer zu verlassen. Sie freut sich auf selbst gebackene Kuchen, eine eigene Kalaschnikow, romantische Sonnenuntergänge in der Wüste und die Erfüllung ihrer Sinnsuche im IS-Kalifat. Zur gleichen Zeit kommt am Flughafen Frankfurt am Main der Leichensack von Lukas an. Damit hat der junge Konvertit aus gutbürgerlichem Haus sein Ziel erreicht: sterben als Gotteskrieger, um als Märtyrer im Paradies weiterzuleben ...
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