Direkt zum Inhalt

Sekten: Die Opfer der Seelenfänger

Der Psychotherapeut Stefan Junker behandelt Menschen, die in die Fänge von "destruktiven Kulten" geraten sind. Wie arbeiten diese Gruppen? Und wieso fallen Menschen darauf herein? Eine Fallgeschichte.
Aus einem gleißenden Licht schreiten dunkle, humanoide Gestalten hervor.

Guyana im November 1978. Eine her­me­tisch abgeriegelte Siedlung mitten im Urwald. Susans (alle Namen geändert) toter Körper liegt auf der Erde. Neben ihr ein Papp­becher, noch benetzt mit Tropfen eines Gifttranks aus Valium und Zyankali. Um sie herum die Leichen von mindestens 900 Menschen, 276 von ihnen Kinder. Massenselbstmord, weil ihr religiöser Führer Jim Jones es so wollte und über Lautsprecher befahl. Dieselben Lautsprecher, über die er monate­lang seine Ideologie propagierte. Seinen Schäfchen Angst machte mit Lügen über die böse Welt außerhalb der Siedlung. Jim Jones machte Pausen, seine Lautsprecher taten es nie. Wenn er schwieg, kamen die Botschaften mantraartig vom Band, rannen in die eingeschüchterten Gehirne seiner Anhänger vom "Peoples Temple". So wie später das Gift aus den Bechern in ihre Kehlen.

März 1997, Kalifornien. Eine hübsche Villa nahe San Diego. 39 Tote liegen, mit roten Tüchern zugedeckt, ordentlich in Etagenbetten. Bereitwillig, auf Geheiß ihres Führers Marshall Applewhite, aus dem Leben geschieden. Weil der Komet Hale-Bopp der Erde nahe war – und in seinem Windschatten ein außerirdisches Raumschiff. Gekommen, um die Seelen der "Heaven’s Gate"-Mitglieder vor der irdischen Apokalypse zu retten.

November 2015, eine Stadt in Nordrhein-Westfalen. Layla packt ein paar Sachen zusammen, um Deutschland für immer zu verlassen. Sie freut sich auf selbst­ ­gebackene Kuchen, eine eigene Kalaschnikow, romantische Sonnenuntergänge in der Wüste und die Erfüllung ihrer Sinnsuche im IS-Kalifat. Zur gleichen Zeit kommt am Flughafen Frankfurt am Main der Leichensack von Lukas an. Damit hat der junge Konvertit aus gutbürgerlichem Haus sein Ziel erreicht: sterben als Gotteskrieger, um als Märtyrer im Paradies weiterzuleben ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Warum bekommen so viele junge Menschen Krebs?

Krebs ist längst kein Altersleiden mehr. Die Zahl der Krebsdiagnosen bei jungen Menschen nimmt seit Jahren zu. Welche Gründe gibt es dafür? Wie weit ist die Forschung? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Mit welchen Strategien es die Käfer schafften, so artenreich zu werden.

Gehirn&Geist – Best of Gute Frage!

In der Rubrik »Gute Frage!« beleuchten Expertinnen und Experten aus Psychologie, Psychotherapie, Hirnforschung, Verhaltensbiologie und angrenzenden Fächern jeweils einen Aspekt, der vielen von uns Rätsel aufgibt. Dieses Dossier gibt kurze und knappe, aber fundierte, Antworten auf Fragen aus den Bereichen Denken, Fühlen, Psyche und Gehirn. So finden sich informative Antworten zu den Fragen: Haben nette und kluge Leute weniger Vorurteile? Warum schämen wir uns fremd? Sind Einzelkinder besonders narzisstisch? Gibt es verschiedene Lerntypen? Kann Ekel Lust bereiten?

Spektrum - Die Woche – »Für die Energiewende brauchen wir mehr heimische Rohstoffe«

Die Energiewende stellt die deutsche Industrie vor Herausforderungen. Kritische Rohstoffe stammen überwiegend aus dem Ausland. Im Interview erklärt Industrieexpertin Anne Lauenroth Ansätze zur Verringerung dieser risikoreichen Abhängigkeiten. Außerdem in dieser »Woche«: Solidarität in Krisenzeiten

  • Quellen

Cialdini, R. B.: Die Psychologie des Überzeugens: Wie Sie sich selbst und Ihren Mitmenschen auf die Schliche kommen. Hogrefe, Bern, 8 Auflage 2017

Joule, R.-V., Beauvois, J.-L.: Kurzer Leitfaden der Manipulation zum Gebrauch für ehrbare Leute. Aufbau, Berlin 1998

Krech, H., Kleiminger, M. (Hrsg.): Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2006

Levine, R: Die große Verführung. Psychologie der Manipulation. Piper, München 2005

Thaler Singer, M. et al. (Hrsg.): Sekten. Wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wieder gewinnen können. Carl Auer, Heidelberg 1997

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.