Motivation: Lob der Selbstkontrolle
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach? Oder doch besser warten, bis reicherer Lohn winkt? So könnte man die Frage umschreiben, die der Psychologe Walter Mischel (1930–2018) Ende der 1960er Jahre nachging. In seinen Studien wollte er herausfinden, inwieweit Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren schon die nötige Geduld aufbringen, um auf die Taube zu warten. Der gebürtige Wiener Mischel wählte als Lockmittel das schaumig-klebrige Marshmallow, das bei amerikanischen Kids bis heute beliebt ist und dessen Name wohl für immer mit dem des Forschers verknüpft bleiben wird.
Mischels Familie war nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten aus Österreich geflohen. Sein Vater war ein einfacher Händler, die Mutter eine Frau von schwacher Gesundheit, die oft unter Kopfschmerzattacken litt. »Ich weiß noch, wie die Nazis meinen Vater zwangen, im Schlafanzug durchs Viertel zu laufen«, erinnerte sich Mischel später in einem autobiografischen Beitrag. »Einige Tage nach diesem Ereignis beschloss mein Vater, alle Unterlagen zu verbrennen, die auf unsere jüdischen Wurzeln hinwiesen. Dabei fand er ein Dokument, das die US-amerikanische Staatsbürgerschaft des Großvaters seiner Mutter belegte. Dieses Schreiben rettete uns allen das Leben, denn damit konnten wir uns Richtung New York einschiffen.« ...
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