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Zoologie: Der mysteriöse Dingo

Dingos entziehen sich der zoologischen ­Kategorisierung. Weder domestiziert noch ­vollkommen wild, gehen die Nachkommen von Hunden in Australien ihre eigenen Wege.
Australischer Dingo im Outback von Queensland

Dingos sind tief in der Kultur Australiens verwurzelt. In traditionellen Erzählungen der Aborigines über die so genannte Traumzeit, die von der Erschaffung der Welt und der Gesellschaft handeln, werden die Tiere oft mit Menschen gleichgesetzt, die übernatürliche Kräfte besitzen und wichtige moralische Prinzipien verkörpern. Ungeachtet ihrer kulturellen Bedeutung blieb der evolutionäre Ursprung der Dingos bis heute ein Mysterium.

Etliche Traumzeit-Geschichten sind mit spezifischen Landschaftselementen verknüpft. Eine handelt von einem alten Mann namens Ilbad, der mit seinen beiden Kindern, dem Jungen Aidjumala und dem Mädchen Maidjuminmag, im australischen Busch kampiert. Nachdem sie einen Waran gefangen und verspeist haben, legen sie sich schlafen. Doch die Kinder sind noch hungrig und kauen auf den Knochen herum, so dass sie durch das Knirschen ihren Vater wecken. Dieser wirft schimpfend einen Stock nach ihnen. Dabei trifft er Maidjuminmags Arm und bricht ihn ihr; das Mädchen weint. Ilbad schleudert nun einen Knüppel zu Aidjumala; der Junge jault auf wie ein Hund. Die beiden Kinder laufen weg; der alte Mann kann sie nicht mehr einholen, um ihnen zu sagen, wie leid es ihm tut.

Die Kinder verwandeln sich daraufhin in Hunde (oder Dingos, wie es wohl in der ursprünglichen Fassung hieß). Unter einem großen Banyanbaum rasten sie eine Weile, graben ein tiefes Wasserloch und wälzen sich darin. Sie verlassen den Ort und beschließen, dass das Wasserloch fortan als Quelle für Menschen, auch für ihren Vater, dienen soll.

Die Geschichte von Aidjumala und Maidjuminmag gehört zu einem Mythos, der von weiteren Abenteuern des Paares handelt …

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