Paläontologie: 60 Millionen Jahre alte Monsterschlange
Was sich vor 56–60 Millionen Jahren durch die Regenwälder Südamerikas wand, würde heute wohl kein Regisseur auf die Leinwand bringen. Eine 13 Meter lange und über eine Tonne schwere Schlange wäre einfach zu unglaubwürdig. Titanoboa cerrejonensis tauften Jason Head und Kollegen das Tier, dessen fossile Überreste sie in der Steinkohlemine el Cerrejón im Nordosten Kolumbiens entdeckten. Die Skelettfragmente der acht geborgenen Individuen konnten die Forscher den Boas aus der Familie der Riesenschlangen zuordnen. Diese Familie hält auch unter den heutigen Schlangen die Rekorde in Länge und Gewicht. Mit zehn Metern (Netzpython) und 230 Kilogramm (Anaconda) können ihre lebenden Vertreter aber nicht annähernd mit den Verwandten aus dem Paläozän mithalten.
Der Fund erlaubt auch Rückschlüsse auf das einstige Klima in den Tropen. Schlangen sind wechselwarme Tiere, die ihre Körpertemperatur nicht konstant halten, sondern der Außentemperatur anpassen. Je größer ein wechselwarmes Tier ist, umso heißer muss die Umgebung sein, um den Metabolismus in Gang zu halten. Die größten heutigen Schlangen leben daher in den Tropen, wo konstant hohe Temperaturen herrschen. Aus diesem Zusammenhang berechneten die Forscher, dass Titanoboa eine mittlere Jahrestemperatur von 30-34 Grad Celsius zum Überleben benötigte. Das ist erheblich mehr als die 27 Grad, die heute zum Beispiel im Amazonasbecken herrschen. Ursache der Hitze war vermutlich ein extrem hoher Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre von rund 2000 millionstel Volumenanteilen (parts per million, kurz: ppm). Zum Vergleich: 2008 wurden 385 ppm gemessen.
Miriam Ruhenstroth
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