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Ägypten: Myonen sollen Innenleben der Pyramiden offenbaren

Im Rahmen von "ScanPyramids" werden jetzt die großen ägyptischen Pyramiden mit allerlei Technik durchleuchtet. Besonders aufschlussreich dürfte der Myonen-Scan sein.
Knickpyramide in Dahschur

Ein Team japanischer Forscher hat die so genannte Knickpyramide aus dem altägyptischen Gräberfeld Dahschur durchleuchtet. Zum Einsatz kam dabei die Myonen-Radiografie, die tief im Inneren verborgene Hohlräume aufspüren kann. Überraschungen gab es bei diesem Test allerdings nicht: Außer den bereits bekannten wurden keine weiteren Kammern gefunden.

Die Untersuchungen sind Bestandteil des Projekts "ScanPyramids", für das Forschergruppen verschiedener Einrichtungen, darunter das japanische Forschungszentrum KEK in Tsukuba, die Universität Nagoya und das CEA in Saclay nahe Paris, zusammenarbeiten. Ziel ist es, die großen ägyptischen Pyramiden mit bisher nicht erreichter Detailgenauigkeit zu vermessen – sowohl äußerlich etwa mit Hilfe von Lasern als auch innerlich anhand von Infrarotmessungen und Myonen-Radiografie.

Die Myonen übernehmen dabei eine ähnliche Funktion wie Röntgenstrahlen in der Medizin. Sie entstehen in den oberen Atmosphärenschichten, wenn Teilchen der kosmischen Strahlung mit Luftmolekülen kollidieren. Die annähernd mit Lichtgeschwindigkeit fliegenden Teilchen durchdringen selbst große Mengen Gestein, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Rund 10 000 Myonen prasseln pro Sekunde auf jeden Quadratmeter der Erde. Das macht sich die Forschung bereits zu Nutze, um Vulkane zu durchleuchten – und eben auch die ägyptischen Pyramiden.

http://vimeo.com/162689633
© HIP Institute
Myonenscan der Knickpyramide

Wie, das demonstrieren die japanischen Wissenschaftler in einem Video: Zunächst platzieren sie fotografische Platten mit einem für Myonen empfindlichen Silberbromidgel im Innern des Bauwerks. Nach einer 40-tägigen Belichtungszeit entwickeln sie die Platten. Während der Belichtungsphase haben vereinzelte Myonen bei ihrem Flug durch das Gel eine Spur hinterlassen, deren Verlauf sich nun unter dem Mikroskop in allen drei Raumrichtungen bestimmen lässt. Aus der statistischen Verteilung aller Spuren schließen die Wissenschaftler dann auf die Dicke des umgebenden Pyramidengesteins zurück. Wenn sich auf der Flugbahn des Myons nämlich ausschließlich massiver Stein befindet, ist die Chance, dass es vor Erreichen der Fotoplatte gestreut wird, etwas höher, als wenn sich dazwischen ein Hohlraum befindet. Diese luftgefüllten Kammern machen sich folglich durch eine minimal erhöhte Anzahl von Myonen bemerkbar.

Bis Ende 2016 sollen alle Scans im Rahmen von ScanPyramids durchgeführt werden. Dass die Myonen-Radiografie im Fall der berühmten Pyramiden von Gizeh noch eine große Überraschung – sprich bis dato unbekannte Hohlräume – bringt, gilt als wenig wahrscheinlich. Eher dürften die Messungen helfen, die Debatte um noch unentdeckte Geheimkammern ein für alle Mal beizulegen.

Andererseits: Wie die jüngste Erfahrung zeigt, ist die Forschung selbst in den bestuntersuchten Grablegen Ägyptens vor spektakulären Entdeckungen nicht gefeit.

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