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Visuelle Wahrnehmung: Ähnliche Eindrücke konkurrieren im Gehirn

Mehrere Bilder gleichzeitig können wir besser wahrnehmen, wenn ihre Motive in verschiedenen Hirnbereichen verarbeitet werden.
Nahaufnahme eines braun-grünen Auges

Je nachdem, ob wir ein Gesicht, einen Körper, eine Landschaft oder einen Gegenstand sehen, werden unterschiedliche Bereiche unseres Gehirns aktiv. Wir können Eindrücke leichter verarbeiten, wenn sie aus verschiedenen dieser Kategorien stammen. Denn dann überschneiden sich die Hirnbereiche, die nun aktiv sind, nur geringfügig, wie Michael Cohen und seine Kollegen von der Harvard University in Cambridge herausfanden.

Sie ließen ihre Testpersonen zunächst auf einen Bildschirm schauen, auf dem kurz vier Bilder aufblinkten, dann verschwanden und wieder erneut erschienen. Als nächstes wurden die Probanden auf eines der Fotos hingewiesen und sollten entscheiden, ob sich dieses gegenüber dem ersten Mal geändert hatte. In einigen Fällen hatte der Computer die Abbildung durch eine ähnliche ausgetauscht, etwa ein Landschaftsfoto durch ein anderes.

Wie gut die Probanden die Änderung erkannten, hing davon ab, ob alle vier Motive aus einer Kategorie stammten, also beispielsweise nur Gesichter zeigten, oder ob zwei verschiedene Motivarten – etwa Landschaften und Gesichter – kombiniert wurden. Im zweiten Fall lag ihre Trefferquote generell höher. Sie unterschied sich aber auch abhängig davon, welche beiden Kategorien sie gesehen hatten.

Getrennte Repräsentation im Gehirn

Die Forscher untersuchten daraufhin per Hirnscan, in welchen Bereichen des Gehirns die jeweiligen Motive verarbeitet werden. Eine besondere Rolle kommt dem Gyrus fusiformis zu, einer Struktur in der Großhirnrinde, die für die Verarbeitung von visuellen Informationen zuständig ist. Landschaftsfotos aktivieren hier einen anderen Bereich als Gesichter, Gegenstände einen anderen als Körper. Einige Bereiche überlappen jedoch: Beispielsweise ähneln sich die Reaktionen im Gehirn beim Anblick von Landschaften und Gegenständen stärker.

Das kann erklären, warum Probanden bei je zwei Fotos von Landschaften und Gegenständen nicht besser abschnitten, als wenn nur Landschaften oder nur Gegenstände zu sehen waren. Die Unterschiede im Gehirn sind offenbar nicht groß genug, so dass die Abbildungen ebenso miteinander konkurrieren wie Fotos aus der gleichen Kategorie. Wer dagegen eine Mischung aus Landschaften und Körpern sah, erzielte eine höhere Trefferquote, als wenn ihm nur Bilder von Landschaften oder Körpern gezeigt wurden.

Für unsere Wahrnehmung ist demnach nicht nur entscheidend, wie viele Eindrücke auf einmal auf uns einströmen, sondern auch, welcher Art diese sind und wo sie im Gehirn verschaltet werden. Je stärker die Überlappung im Gehirn, desto schwieriger die gleichzeitige Verarbeitung.

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