News: Affige Wasserspiele
Ein Verhalten, das von den gut untersuchten Berggorillas (Gorilla beringei beringei) schon lange bekannt ist. Deutlich weniger wissen Forscher allerdings über deren Verwandte, die westlichen Flachlandgorillas (Gorilla gorilla gorilla) – sie sind in den dichten Wäldern des Kongo sehr schwer zu beobachten und gewöhnen sich auch nicht so schnell an den Menschen. Richard Parnell und Hannah Buchanan-Smith von der University of Stirling in Großbritannien suchten sich daher eine leichter zugängliche Stelle aus: eine etwa 13 Hektar große sumpfige Lichtung, welche die Tiere zum Fressen nutzen. So gelang es ihnen, über 32 Monate lang das Verhalten von 124 Gorillas genauer zu verfolgen.
Wo sich viele Tiere treffen, kommt es natürlich zu Reibereien, mit allen Nuancen des bereits bekannten Imponiergehabes. Doch die dortigen wütenden Menschenaffen haben sich noch etwas Besonderes einfallen lassen: Wild spritzen sie mit Wasser um sich, um beeindruckender zu wirken. Zehn verschiedene Spritzmethoden konnten die Forscher unterscheiden, wobei drei Verhaltensweisen – ins Wasser rennen oder springen sowie mit einer Hand oder mit beiden Händen auf die Wasser aufwirbeln – am häufigsten auftraten. Alle drei Methoden garantierten große Wasserfontänen.
Insgesamt 90 Mal veranstalteten 19 Männchen, meist ranghohe Silberrücken, diese nassen Auftritte, Weibchen hingegen nie. Sie waren offenbar auch selten die Adressaten, denn in den meisten Fällen richtete sich das Verhalten an andere Männchen oder Gruppen, bei denen in mehr als der Hälfte der Fälle gar keine Weibchen dabei waren. Es geht also offenbar nicht darum, eine Partnerin zu betören – der Zweck scheint vielmehr zu sein, potenziellen Nebenbuhlern deutlich zu machen, wer hier das Sagen hat. Doch nicht immer ist Aggression der Auslöser für die spontane Badeeinlagen: In 18 Prozent der Fälle plantschten die Gorillas im Spiel, und in fünf Prozent der Fälle wandten sie sich gegen andere Tierarten – auch wenn der Grund dafür manchmal unerklärlich blieb.
Andere spritzende Gorillas konnten Forscher bisher nur an einer ähnlichen Sumpfstelle beobachten, die etwa 180 Kilometer entfernt liegt. Parnell und Buchanan vermuten, dass dieses Verhalten überhaupt nur bei Tieren auftritt, die solche offenen Stellen besuchen. Denn hier lässt sich das Schauspiel immerhin über einige hundert Meter hinweg verfolgen. Im dichten Regenwald hingegen könnte ein Silberrücken damit wohl nur wenig Eindruck machen.
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