Direkt zum Inhalt

News: Alles Gute kommt von unten

Die Hauptproduzenten für den lebensnotwendigen Sauerstoff leben im Meer. Während Kohlendioxid und Sonnenlicht nicht limitiert sind, müsste es dem Phytoplankton in den oberen Meeresschichten eigentlich rasch an Nährstoffen mangeln. Dass dem nicht so ist, liegt zum Teil an Meereswellen extrem großer Wellenlänge, den so genannten Rossby-Wellen.
Rund die Hälfte des gesamten atmosphärischen Sauerstoffs stammt aus dem Meer, wo er von Pflanzen, dem so genannten Phytoplankton, produziert wird. Sie leben in den lichtdurchfluteten Bereichen nahe der Meeresoberfläche und nehmen Kohlendioxid und Nährstoffe auf. Letztere sind jedoch nicht wie die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre oder das Sonnenlicht mehr oder minder konstant, sondern müssten infolge der hohen Produktivität eigentlich rasch aufgebraucht sein. Ihre Nachlieferung durch Winde von dem Land ist viel zu gering, sie können also nur aus größerer Wassertiefe nach oben kommen.

Dies geschieht beispielsweise durch Windeinwirkung oder in den ozeanischen Auftriebsgebieten, wo kalte Meeresströmungen nährstoffreiches Wasser an die Oberfläche bringen. Diese Mechanismen allein reichen allerdings bei weitem nicht, um den Bedarf des Phytoplanktons zu decken.

Mete Uz von der Graduate School of Oceanography der University of Rhode Island und seine Kollegen stießen nun auf Hinweise, dass die so genannten Rossby-Wellen für eine tiefgreifende Durchmischung der oberen 50 Meter verantwortlich sein könnten. Dabei handelt es sich um Meereswellen mit einer sehr großen Wellenlänge. Die nur wenige Zentimeter hohen Wellenberge im Abstand von rund 1 000 Kilometern bewegen sich nur mit einigen Zentimetern pro Sekunde um den Globus und sind Folge der Coriolis-Kraft.

Ähnlich wie die atmosphärischen Westwinde wandern auch diese Wellen von West nach Ost. Trotz der geringen Gradienten ließen sich diese Rossby-Wellen mithilfe des Topex/Poseidon-Satelliten verfolgen. Daten des SeaWiFS-Satelliten gaben indes Aufschluss über die Chlorophyll-Konzentrationen - und die sind an den Vorderseiten der Rossby-Wellen kräftig erhöht. Uz und seine Mitarbeiter vermuten, dass die Rossby-Wellen die marine Schichtung komprimieren und auf diese Weise nährstoffreiche Wassermassen in den Bereich der Photosynthese gelangen. Zum Teil mögen die Nährstoffe aber auch durch eine turbulente Vermischung nach oben dringen.

Insgesamt erhält das Phytoplankton auf diese Weise allerdings wohl nur rund zehn bis 20 Prozent seiner Lebensgrundlage. Die Rossby-Wellen reichen somit nicht, um die Nährstoffbilanz vollständig auszugleichen. Dennoch stießen die Forscher hiermit auf einen wesentlichen und bisher unbekannten Nährstoffkreislauf im größten und bedeutsamsten Ökosystem der Erde.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.