Geologie: Als die Zugspitze einst abbrach
Vor 3750 Jahren führte eine der wichtigsten Handelsrouten der Alpen durchs Loisach ins Inntal. Über sie gelangte Kupfer ins nördliche Alpenvorland, wo es zu Bronze verarbeitet wurde. Doch damals entgingen die Händler knapp einer veritablen Katastrophe. Denn wie Geologen des bayerischen Landesamts für Umwelt mitteilten, ereignete sich zu dieser Zeit ein riesiger Bergsturz an der Zugspitze. Rund 200 Millionen Tonnen Gestein brachen aus der Nordflanke des Bergs und stürzten ins Tal, wo sie die Landschaft nachhaltig veränderten. Der Absturz war so gewaltig, dass die Gesteinsmassen den damals bereits vorhandenen Eibsee durchrauschten und noch 100 Meter hoch den Gegenhang hinauf jagten.
Allerdings lagert zu Füßen des höchsten deutschen Berges mehr Fels, als in die ausgebrochene Stelle im Bayerischen Schneekar passt. Und dies lasse vermuten, dass das Material auch von einem früheren, noch höheren Gipfel der Zugspitze stammen könnte, so Roland Eichhorn, der Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt. Die Zugspitze war also vielleicht sogar mehr als 3000 Meter hoch. Aber einen endgültigen Beweis dafür gebe es natürlich nicht, schränkt Eichhorn ein. Die Geologen hatten das Ereignis mit Computermodellen sowie Bohrungen in den Bergsturzmassen rekonstruiert.
Manche Blöcke aus den Sturzmassen waren so groß wie Einfamilienhäuser. Eibsee und Loisachtal veränderten dadurch ihre Gestalt – im See entstanden Inseln und Untiefen, im Tal erhob sich eine kilometerbreite, über fünf Kilometer lange und bis über 50 Meter hohe Barriere aus Blöcken, umgeknickten Bäumen und Schlamm. Die Passage aus den Schwazer Kupferlagerstätten in Tirol nach Norden blieb jedoch erhalten.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.