Paläontologie: Als Haie noch Flugsaurier fraßen
Der Fund liefert Stoff für Hollywood-Verfilmungen – wollte man »Jurassic Park« um eine Ozeanausgabe erweitern: ein großer fossiler Haizahn, der noch in der Wirbelsäule eines großen Flugsauriers steckt und über die Versteinerung für die Nachwelt dokumentiert wurde. David Hone von der Queen Mary University of London und sein Team beschreiben ihn im Journal »PeerJ«, wo sie auch darüber spekulieren, wie die beiden Riesen aufeinandertrafen. Beide Tiere lebten vor 80 Millionen Jahren am und im so genannten Western Interior Seaway, der sich vom heutigen Golf von Mexiko tief durch das spätere Nordamerika zog und bis Kanada reichte. Es handelte sich um ein artenreiches Ökosystem, dessen Überreste durch zahlreiche Fossilien dokumentiert wird.
Darunter befindet sich auch die Wirbelsäule eines Flugsauriers der Gattung Pteranodon, deren Vertreter bis zu neun Meter Flügelspannweite erreichen konnten. Nur wenige verwandte Arten aus der Gruppe der Azhdarchidae wie Hatzegopteryx übertrafen sie noch. Trotz ihre Größe und ihres Gewichts konnten die Tiere große Strecken fliegend zurücklegen und auch von der Wasseroberfläche aus starten und landen. Das Abheben aus dem Meer war allerdings mühsam und schwierig, weshalb die Flugsaurier immer Gefahr liefen, von einem Spitzenräuber im Wasser erbeutet zu werden. Und genau das scheint damals im Fall des Fundstücks passiert zu sein, das bereits in den 1960er Jahren ausgegraben, aber jetzt erst genauer untersucht wurde.
Hone und Co schließen aus, dass Zahn und Wirbelsäule zufällig gemeinsam versteinert sind: Der Zahn steckte zwischen Wirbelrändern des Nackens, was für sie das klare Indiz eines Bisses ist. Eine genauere Untersuchung des Zahns zeigte, dass er einst einem Exemplar der Art Cretoxyrhina mantelli gehörte – einem entfernten verwandten des Weißen Hais, der bis zu acht Meter lang und über drei Tonnen schwer wurde. Fossilfunde legen nahe, dass er zu den häufigsten Haien der damaligen Zeit gehörte. Allerdings wunderten sich die Paläontologen, warum der Biss überhaupt dokumentiert wurde, da das kräftige Maul der Haie die Knochen der Flugsaurier normalerweise zerbrechen würde. Allerdings blieb der Zahn ausgerechnet an einem besonders verknöcherten Teil des Skeletts hängen.
Es liege nahe, dass der Hai angegriffen hat, als der Pterosaurier sich auf dem Wasser befand. Ganz ausgeschlossen ist aber nicht, dass der Hai als Aasverwerter aufgetreten ist. Das Illustrationsbild dürfte dagegen eine reine »Zuspitzung« sein – im Flug hat der Fisch den Ptersosaurier wohl eher nicht erbeutet. Auf der Jagd nach Robben katapultieren sich allerdings Weiße Haie bisweilen tatsächlich mit ihrem Opfer aus dem Wasser.
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